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Riesen-Blackout in Hannover

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hannover - Am Mittwochabend hat ein Stromausfall das komplette Stadtgebiet von Hannover in Dunkelheit gehüllt, fast 600.000 Personen waren betroffen. Menschen blieben in Aufzügen stecken, in Krankenhäusern sprangen Notstromaggregate an. Kritisch war die Lage in Alten- und Pflegeheimen.

Die ganze Stadt und mehrere Gemeinden im Umland lagen am Mittwochabend zeitweilig komplett im Dunkeln. In einer Umspannstation am Kraftwerk Mehrum östlich der Landeshauptstadt war um 22.34 Uhr ein sogenannter Netzkuppler ausgefallen. Auch in einem zweiten Kraftwerk im hannoverschen Stadtteil Stöcken fiel eine Anlage aus. Kritisch war der Blackout vor allem für Alten- und Pflegeheime. Dort waren Senioren auf Beatmungsgeräte angewiesen, die nur noch mit Akkus liefen. Die Stadt berief einen Krisenstab ein.

350 Helfer von Feuerwehr und Rettungsdiensten waren in der Nacht zum Donnerstag im Einsatz. "Im Zusammenhang mit einem Stromausfall haben wir einen Einsatz in dieser Größenordnung noch nicht gehabt", sagte Feuerwehrsprecher Jan Feichtenschlager.

Hauptauslöser war ein Defekt bei der Einspeisung des Stroms ins regionale Netz rund um Hannover. "Wie es genau zu dem Impuls kam, der den Anlagenteil abschaltete, wissen wir aber noch nicht", sagte ein Sprecher des Energieversorgers Enercity. "Es kann einige Tage dauern, bis alles ausgewertet ist." Sofort seien Expertenteams hinausgefahren.

20 Minuten nach dem Ausfall gab es für knapp zwei Drittel der Kunden wieder Strom, nachdem Ingenieure zwei neue Verbindungen ins Netz hergestellt hatten und die Versorgung stufenweise hochgefahren werden konnte. Um 0.15 Uhr waren nach Angaben des Sprechers alle Kunden wieder versorgt.

"Viele Brandschutzmelder sprangen durch Spannungsimpulse an oder gaben Fehlermeldungen ab. Und einige Leute saßen in Aufzügen fest", sagte ein Feuerwehrmann. Rettungsteams versorgten kleinere Kliniken und Pflegeheime, die keine eigenen Notstromaggregate besitzen, mit tragbaren Generatoren. Auch am Flughafen der Stadt fiel der Strom aus, Notstromaggregate sprangen an. Alle Starts und Landungen seien aber planmäßig verlaufen, sagte ein Flughafensprecher.

Aus Wohnungen in Hannover schimmerte Kerzenschein. Bei der Polizei gingen in der Nacht zahlreiche Anfragen ein. "Wir hatten 1500 Anrufe von besorgten Bürgern, dazu viele Fehlalarme", sagte eine Sprecherin. Einbrecher nutzten die Dunkelheit, um im Stadtteil Roderbruch in vier Geschäfte einzudringen und Zigaretten zu stehlen. Unfälle wegen ausgefallener Ampeln habe es nicht gegeben.

"Der Auslöser ist klar, die Ursache dahinter noch nicht", erklärte der Enercity-Sprecher weiter. Zum Zusammenbruch der Stromversorgung kam es nach ersten Analysen, weil der Anschluss des Werkes Mehrum ins Hochspannungsnetz für kurze Zeit gekappt war. Dadurch hätten sich Schwankungen ergeben, das Gleichgewicht zwischen Abnehmern und Einspeisern sei massiv gestört gewesen.

Man habe Reservekapazitäten an anderen Standorten aktiviert, diese hätten den Spannungsabfall aber nicht sofort ausgleichen können: "Wenn der Strom einer kompletten Stadt ausgefallen ist, kann man sie nicht per Knopfdruck anschalten", erklärten die Stadtwerke.

Der Energieversorger bedauerte die "Großstörung". Nun müssten zahlreiche Fehlerprotokolle untersucht werden, um dem genauen Ablauf der Panne auf die Spur zu kommen. Ein ähnlicher Zwischenfall habe sich zuletzt vor etwa zehn Jahren ereignet.