Rekordgewinne von Exxon, Shell, BP und Co sorgen für scharfe Kritik
Stand: 28.10.2005
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New York (dpa) - Die grössten Ölkonzerne der Welt haben im dritten Quartal dieses Jahres dank der Höchstpreise für Rohöl, Benzin, Heizöl und Erdgas, einer starken weltweiten Energienachfrage und Versorgungsengpässen nach den Hurrikans "Katrina" und "Rita" beispiellose Rekordgewinne verbucht.
Der globale Branchenführer ExxonMobil verbuchte einen Rekordgewinn von 9,9 Milliarden Dollar (plus 75 Prozent). Die niederländisch- britische Royal Dutch Shell verdiente neun Milliarden Dollar (plus 68 Prozent) und die britische BP 6,5 Milliarden Dollar (plus 34 Prozent). Chevron, der zweitgrösste US-Ölkonzern, legte um zwölf Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar zu, ConocoPhillips, die amerikanische Nummer drei, um 90 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar und Marathon Oil, der viertgrösste US-Ölkonzern, um 247 Prozent auf 770 Millionen Dollar.
Dies führte in Washington zu scharfer Kritik der Politiker, zu Spekulationen über eine Gewinnabschöpfungs-Steuer und zu rasch angesetzten Kongress-Anhörungen. Dort sollen die Ölriesen Auskunft geben, warum die Energiepreise so hoch sind und warum sie nicht mehr investiert haben, um das Energieangebot und die Raffineriekapazitäten aufzustocken.
"Falls es solche gibt, die die freie Marktwirtschaft ausnutzen, um sich selbst und ihren Unternehmen auf Kosten aller Amerikaner Vorteile zu verschaffen, dann sollten sie blossgestellt werden und sollten sich schämen", wetterte Bill Frist der Fraktionsführer der Republikaner im Senat. Der demokratische Senator Jack Reed forderte, die Ölkonzerne auf, zehn Prozent ihrer Gewinne zu einem staatlichen Heizkosten-Subventionsprogramm für arme Amerikaner beizusteuern.
ExxonMobil hatte im Juli-September-Abschnitt als erstes Unternehmen der Welt einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Dollar nach 76,4 Milliarden Dollar im Vorjahresquartal verbucht. Das war mehr als das jeweilige Bruttoinlandsprodukt aller Länder bis auf die 57 grössten der Welt.
Die Ölpreise waren in diesem Jahr zeitweise auf ein Rekordniveau von mehr als 70 Dollar je Barrel gestiegen. Der Preisschub war auf die starke Nachfrage der USA, Chinas und anderer asiatischer Länder sowie auf die Hurrikan-Auswirkungen am Golf von Mexiko zurückzuführen, dem grössten US-Fördergebiet. Es waren auch zahlreiche Raffinerien in dem Katastrophengebiet lahmgelegt worden.
Momentan ist der Ölpreis mit rund 61 Dollar noch um 41 Prozent höher als zum Jahresauftakt. Die Ölkonzerne verweisen ihrerseits auf das stark zyklische Ölgeschäft und auf Durststrecken beim Gewinn in den Jahren als die Ölpreise zeitweise bei nur zehn Dollar gelegen hatten.