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Regierung hält Krebsfälle in der Nähe der Asse für Zufall

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Berlin/Wolfenbüttel/Remlingen - Dass in der Umgebung des maroden Atommüll-Lagers Assie überdurchschnittlich viele Fälle von Leukämie und Schilddrüsenkrebs aufgetreten sind, hält die Bundesregierung für Zufall. Die Strahlung in der Umgebung sei keine Erklärung für die erhöhte Anzahl von Krebsfällen. Dies teilte das Bundesumweltministerium auf Anfrage der Grünen mit. Grüne und SPD warnten davor, die Fälle zu verharmlosen und verlangten weitere Untersuchungen.

Das niedersächsische Sozialministerium hatte Ende November von stark erhöhten Krebsraten in der Samtgemeinde Asse berichtet. So lag die Rate von Leukämieerkrankungen von 2002 bis 2009 doppelt so hoch wie statistisch zu erwarten. Statt der zu erwartenden acht Fälle gab es 18 Erkrankungen. Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen verdreifachte sich den Angaben zufolge im untersuchten Zeitraum.

Dazu erklärte Umwelt-Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser, die Strahlung in der Umgebung der Asse werde seit 1966 lückenlos erfasst: "Nach den vorliegenden Unterschungsergebnissen der Umgebungsüberwachung kann der beobachtete Anstieg in der Samtgemeinde Asse nicht durch die Strahlenbelastung aus der Asse erklärt werden." Um die genannten Krebsraten zu verursachen, hätte die Dosis 10.000 Mal höher sein müssen, erklärte sie.

"Weiterhin ist bei derartigen Auswertungen davon auszugehen, dass aufgrund der statistischen Nachweisverfahren in einer bestimmten Zahl von Gemeinden alleine aufgrund des statistischen Zufalls Erhöhungen von Erkrankungsraten gefunden werden", heißt es in der von den Grünen veröffentlichten Antwort weiter. Die Bundesregierung sei aber an einer schnellen Klärung der Sachlage interessiert.

Umfassende Untersuchung gefordert

Der niedersächsische Grünen-Landtagsabgeordnete Stefan Wenzel äußerte auf NDR Info Befremden über die Haltung der schwarz-gelben Koalition. Niemand könne sicher sein, dass es keine Verbindung der Krankheitsfälle zur Asse gebe - obwohl es auch keinen Beweis dafür gebe. Wenzel forderte weitere Untersuchungen. Man könnte zum Beispiel Baumringe analysieren, um festzustellen, ob es früher Störfälle oder unbekannte Unfälle gegeben habe. Es sei zu begrüßen, dass der Landkreis eine Arbeitsgruppe zur Klärung des Problem gegründet habe.

Der stellvertretende SPD-Bundestagsfraktionschef Hubertus Heil sagte dem Sender ffn, die Menschen rund um Wolfenbüttel seien schwer verunsichert, weil sie sich über Jahre hinweg betrogen gefühlt hätten. "Das muss sauber untersucht werden, da kann man nicht Beruhigungstabletten ausgeben", sagte Heil. Die Bürger seien zurecht misstrauisch.

Das "Versuchsendlager" Asse II bei Wolfenbüttel in Niedersachsen wurde 1967 als weltweit erstes unterirdisches Atommüllendlager eröffnet. Von 1967 bis 1978 wurden insgesamt 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Abfall in dem alten Salzbergwerk eingelagert. Seit Jahrzehnten strömen jedoch große Mengen Wassers ein. Das Bergwerk gilt als einsturzgefährdet. Deshalb wird erwogen, den Atommüll mit Milliardenaufwand zu bergen.