RAG Deutsche Steinkohle will im Saarland bis 2012 Kohle abbauen
Stand: 17.03.2008
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa
Saarbrücken (dpa) - Die RAG Deutsche Steinkohle will im Saarland noch bis zum Jahr 2012 Kohle fördern, wenngleich in deutlich reduziertem Umfang. Knapp drei Wochen nach dem bislang schwersten Grubenbeben an der Saar hat sich der Aufsichtsrat des Konzerns auf ein Ende des Bergbaus im kleinsten Flächenland verständigt, sagte Vorstandschef Bernd Tönjes am Samstag in Saarbrücken. Angesichts der dramatischen Folgen der Erderschütterung vom 23. Februar verzichtet der Konzern von sich aus auf die lukrativen, aber bebenträchtigen Kohlefelder Primsmulde Süd und Nord. Ein sicherer und für die Menschen über Tage gefahrloser Abbau sei dort nicht möglich und eine weitere Förderung "nicht verantwortbar", sagte Tönjes. Stattdessen will die RAG in den kommenden vier Jahren in den Flözen Grangeleisen und Wahlschied des Bergwerks Saar Kohle fördern.
Aus Sicht der RAG berücksichtigt der Beschluss alle Belange der Politik, der Bergbaubetroffenen und der Kraftwerksbetreiber. "Allerdings müssen wir als Unternehmen deutliche Abstriche machen", sagte Tönjes. Kurzfristig könnten rund zwei Drittel der Belegschaft weiterhin einen Arbeitsplatz behalten. Damit sei gewährleistet, dass ein "Großteil der Arbeitsplätze im Bergbau" zunächst erhalten werden könne, sagte Tönjes. Die RAG beschäftigt im Saarland insgesamt rund 5500 Menschen. Das Konzept für den eingeschränkten Abbau soll auf der nächsten Aufsichtsratssitzung am 2. April vorgelegt werden. Am Samstag informierte der Konzern auf einer Versammlung in Saarbrücken auch die Belegschaft über die Pläne.
"Wir gehen davon aus, dass wir bis zu 3200 Mitarbeiter weiter in Beschäftigung haben werden", sagte RAG-Arbeitsdirektor Peter Schimpf. Das Unternehmen werde sich beim Stellenabbau auf die jüngeren Mitarbeiter konzentrieren. So sollen die rund 300 Auszubildenden nicht übernommen werden, sagte Schimpf. Alleine in diesem Jahr gingen zudem rund 500 Beschäftigte in den Vorruhestand. Den übrigen Betroffenen werde man bei der Vermittlung neuer Stellen helfen.
Seit dem Beben am 23. Februar ruht der Abbau in dem Bergwerk in Ensdorf. Die Landesregierung hatte noch am selben Tag einen Abbaustopp für das Kohlefeld Primsmulde Süd verfügt. Das Unternehmen selbst stellte den gesamten Betrieb der Anlage ein. Mehr als 3500 Beschäftigte sind derzeit in Kurzarbeit. Die Bundesagentur für Arbeit hatte die Zahlung des Kurzarbeitergeldes zunächst bis zum 31. März genehmigt. Möglicherweise werde man auch eine Verlängerung der Zahlungen beantragen müssen, sagte Schimpf.
Die Förderung in anderen Abbaugebieten werde die Kapazität des Bergwerks Saar erheblich einschränken, räumte Tönjes ein. Die bisherige Fördermenge von rund vier Millionen Tonnen im Jahr könne in den infrage kommenden Flözen nicht erreicht werden. Auch die Förderkosten stiegen deutlich. Allerdings sei mit dem weiteren Abbau auch die Versorgung der Kraftwerke im Saarland zumindest teilweise gesichert. Zudem sei auf diesem Wege ein sozialverträgliches Ende des Bergbaus im Saarland möglich.