Goldisthal (dpa/th) - Deutschlands grösstes Pumpspeicherwerk in Goldisthal (Kreis Sonneberg) entwickelt sich zum Touristenmagneten. "Die Nachfrage ist so gross, dass sich Besucher auf Wartelisten eintragen müssen", sagte der Projektleiter des Betreibers Vattenfall Europe AG, Wolfgang Bogenrieder, in einem dpa-Gespräch. Für eine geführte Besichtigung sei es ratsam, sich bis zu drei Monaten vorher anzumelden. "Das Bauwerk zieht interessierte Touristen und Fachleute an." Das Ende September offiziell von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in Betrieb genommene Pumpspeicherwerk besuchten neben Schulklassen und Wandertouristen auch Energie-Experten.
"Fachleute aus dem Iran kommen ebenso nach Goldisthal wie Ingenieure aus China, Japan und
Ägypten", sagte Bogenrieder. Das Herzstück des Werkes - die knapp ein Kilometer tief im Berg befindliche Kaverne - sei gegenwärtig jedoch für die Öffentlichkeit noch nicht zugänglich. "Weil wir dort zur Zeit noch Maschinen installieren, ist die Kaverne für Besucher gesperrt", sagte der Projektleiter. Erst im nächsten Frühjahr solle der knapp 50 Meter hohe und mehr als 130 Meter lange unterirdische Hohlraum dann besichtigt werden können.
"Eine geführte Besichtigung über das Gelände dauert ungefähr zwei Stunden. Dafür haben wir extra Leute, die alles genau erklären." Im vergangenen Jahr haben den Angaben zufolge mehr als 7.000 Menschen das Pumpspeicherwerk besucht. In den ersten neun Monaten diesen Jahres seien es rund 5.000 gewesen. "Im September gab es allerdings wegen der offiziellen Eröffnung kaum Führungen", sagte der Projektleiter. Viele Wandertouristen würden zudem die Aussichtplattformen mit dem Ober- und Unterbecken sowie dem Blick auf den Thüringer Wald selbst erkunden.
Das Pumpspeicherwerk ist eine der grössten Investitionen der Energiewirtschaft in den neuen Ländern. Nach sechsjähriger Bauzeit wurde am 30. September das rund 620 Millionen Euro teure Kraftwerk offiziell in Betrieb genommen. Die
Vattenfall Europe AG nutzt die Anlage, um Verbrauchsschwankungen in ihrem Stromnetz ausgleichen.
Bei dem Pumpspeicherwerk wird Nachtstrom eingesetzt, um Wasser auf einen Berg zu pumpen, das bei Bedarf abgelassen wird und Turbinen mit einer Leistung von 1.060 Megawatt antreibt. Allein das untere Becken, das vom Fluss Schwarza gespeist wird, ist 2,4 Kilometer lang. Die Anlage kann nach Angaben der Betreiber täglich etwa acht Stunden lang so viel
Energie liefern wie ein mittelgrosses Atomkraftwerk. Der Strom wird in das Hochspannungsnetz des Energiekonzerns eingespeist.
Anfang kommenden Jahres soll das Pumpspeicherwerk mit vier Turbinen seine volle Leistung erreicht haben. Gesteuert und gewartet wird die Anlage von etwa 50 Angestellten. Im kommenden Jahr sollen nach und nach auch die übrigen neun
Wasserkraftwerke des Unternehmens von Goldisthal aus gesteuert werden.