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Projekt Atdorf: Grundsatzdebatte über Pumpspeicherkraftwerke

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Wehr - Der baden-württembergische Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller (Grüne) hat im Streit um das geplante Pumpspeicherkraftwerk im südbadischen Atdorf den Befürwortern des Projekts den Rücken gestärkt. "Für den Ausbau alternativer Energien sind zusätzliche Speicherkraftwerke unverzichtbar", erklärte Untersteller am Dienstag bei der dritten Sitzung von Gegnern und Befürwortern in Wehr. Im Vordergrund standen eine Grundsatzdebatte über Speichertechnologien und die Erdbebensicherheit der geplanten Anlage in Atdorf.

Das geplante Kraftwerk im Landkreis Waldshut soll eine Leistung von über 1.400 Megawatt haben und mehr als eine Million Haushalte mit Strom versorgen können. Gegner fürchten allerdings eine Beeinträchtigung von Landschaft und Natur durch das Kraftwerk.

Untersteller sagte, die Landesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 den Anteil erneuerbarer Energien am Strom-Mix von gegenwärtig gut 17 auf 35 Prozent zu erhöhen. Um die fluktuierenden Strommengen alternativer Energien optimal nutzen zu können, seien zusätzliche Speicherkraftwerke unverzichtbar.
"Pumpspeicherkraftwerke sind nun mal eine über Jahre hinweg erprobte Technologie", sagte er.

Gutachter plädiert für Stromspeicherung in Norwegen

Als "nicht absolut notwendig" bezeichnete hingegen der von Befürwortern und Gegnern bestellte Gutachter Olaf Hohmeier den Bau des Kraftwerks. Hohmeier, der auch dem Bundessachverständigenrat für Umweltfragen angehört, sagte, dass Strom weitaus effektiver gespeichert werden könne, wenn die Bundesregierung eine Kooperation mit Norwegen eingehe, um auf dort vorhandene Speicherseen zurückgreifen zu können.

Gegen eine Zusammenarbeit mit Norwegen sprach sich Energiewissenschaftler Michael Sterner vom Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik in Kassel aus. Sein Institut versuche gegenwärtig ein Forschungsprojekt vor Ort zu organisieren, die Zusammenarbeit mit den Behörden gestalte sich aber schwierig.
"Was wir lokal umsetzen und verantworten können, sollten wir auch machen", sagte Sterner. Auch wenn Pumpspeicherkraftwerke alleine nicht reichen würden, seien sie die weitaus günstigste und am weitesten ausgereifte Form der Energiespeicherung.

Gegner fürchten Industrieruine

Die Gegner des Projekts brachten ein mögliches ökonomisches Scheitern des Kraftwerks ins Gespräch. Angesichts angedachter Projekte wie in Norwegen entstehe Konkurrenz am Markt. "Für mich ist denkbar, dass Atdorf zur Industrieruine wird", sagte Jürgen Pritzel von der Bürgerinitiative Atdorf. Die Frage, wer in einem solchen Fall für die Kosten des Rückbaus aufkomme, sei ungeklärt.

Die Betreiberfirma wies die Befürchtungen der Gegner zurück. Das geplante Kraftwerk habe einen hohen Wirkungsgrad, daher sehe er einer möglichen Konkurrenz durch andere Technologien gelassen entgegen, sagte Nicolaus Römer, technischer Vorstand der Schluchseewerk AG. Ohnehin würden an einem zukünftigen Markt unterschiedliche Angebote parallel existieren können.

Betreiber hält Kraftwerk für erdbebensicher

Keine Gefahr sieht die Betreiberfirma durch mögliche Erdstöße in der Region. Man habe die Anlage so geplant, dass sie einem Erdbeben der Stärke 7,8 standhalten könne, sagte Jost Studer, Mitglied der von der Schluchseewerk AG beauftragten Beratergruppe Geotechnik und Absperrbauwerke. Das stärkste bekannte Beben in der Region sei das von Basel aus dem Jahr 1356 mit einer Magnitude von 6,9 gewesen. "Die Anlage erfüllt alle Anforderungen", betonte Studer.

Unterstützung bekam er vom Gutachter der Gegner. "Wird der heutige Stand der Technik konsequent angewandt, sehe ich keine Gefahren", sagte Martin Wieland von der Firma Pöyry Energy.