Probelauf unter Tage für die Sanierung des Atommülllagers Asse
Stand: 10.09.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Remlingen - In dem maroden Atommülllager Asse haben die ersten praktischen Vorbereitungen begonnen, um die dort lagernden radioaktiven Abfälle zu bergen. In dem ehemaligen Salzbergwerk wird seit Anfang September in 800 Metern Tiefe eine 45 Meter dicke Wand aus Steinsalz angebohrt. Dabei wird zur Erprobung erst einmal an einer Stelle, an der keine radioaktiven Abfälle lagern, die erste Kammer mit Atommüll angebohrt. Diese sogenannte "Kalterprobung" führte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in dem Atommülllager bei Remlingen im Kreis Wolfenbüttel am Donnerstag erstmals vor.
Die Probebohrung in das Steinsalz habe schon eine Tiefe von 35 Metern erreicht, berichtete der Projektleiter des Bundesamtes für die Asse-Stilllegung, Dirk Laske. In die gebohrte Röhre würden Sonden und andere Messgeräte eingeführt und anschließend getestet. Ein mit dem Bohrgestänge verbundenes Gerät, ein Preventer, solle das Bohrloch während des Prozesses abdichten, sagte der Technische Geschäftsführer der Asse-GmbH, Jens Köhler.
Wenn die Kalterprobung und die Versuche erfolgreich verlaufen und alle Genehmigungen rechtzeitig vorliegen, will das BfS noch in diesem Jahr eine erste Einlagerungskammer mit Atommüll anbohren. Dabei soll ermittelt werden, welcher Druck in der Kammer herrscht, ob die Luft innen radioaktiv belastet und ob die Kammer noch stabil ist. Zudem will man feststellen, in welchem Zustand sich die Atommüllfässer befinden und ob Lösungen aus ihnen ausgetreten sind. "Wir gehen davon aus, dass die Gebinde zum Teil zerstört sind und dass Radioaktivität ausgetreten ist", sagte Laske.
In einem zweiten Schritt sollen dann zwei Einlagerungskammern tatsächlich geöffnet werden, um in einem dritten Schritt die ersten Atommüllfässer probeweise herauszuholen. Die Bergung des Atommülls werde aber nicht vor 2013 beginnen, sagte Laske. Gleichzeitig sind im BfS Planungen für den Bau eines zweiten Schachtes und eines oberirdischen "Pufferlagers" angelaufen. Darin sollen die aus dem Bergwerk herausgeholten Abfälle für eine spätere Endlagerung vorbereitet werden. Als mögliches Endlager für den Asse-Müll gilt Schacht Konrad in Salzgitter. Alle im Salzgitteraner Rat vertretenen Parteien haben sich allerdings gegen eine Einlagerung der Abfälle in Schacht Konrad ausgesprochen.
Das frühere Salzbergwerk Asse ist weltweit das erste unterirdische Atommülllager, das komplett geräumt werden soll. Das BfS hatte sich nach dem Vergleich mehrerer Optionen zur Schließung der Asse für die Bergung der Abfälle entschieden. In dem Bergwerk lagern nach offiziellen Angaben rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Atommüll. Die Abfälle wurden zwischen 1967 und 1978 in das aufgegebene Salzbergwerk bei Wolfenbüttel gebracht. Die Sanierung der Asse wird nach unterschiedlichen Angaben zwischen zwei und vier Milliarden Euro kosten.
Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums soll die Sanierung aus dem Bundeshalt bezahlt werden. Durch das Atomgesetz sei rechtlich klar geregelt, dass der Bund für die Sanierungskosten der Asse aufkommen müsse, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur dapd. Zwischen der geplanten Brennelementesteuer und der Sanierung gebe es keine unmittelbare Koppelung. Da die Steuer in den allgemeinen Haushalt fließe, finanziere sie aber auch die Asse-Sanierung mit.
Die atompolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl, forderte dagegen erneut eine Beteiligung der Atomkraftwerke-Betreiber an den Kosten für die Rückholung des Atommülls aus der Asse. "Es kann nicht sein, dass einerseits die Bürger die Lasten der Finanz- und Wirtschaftskrise schultern müssen und andererseits die Energiekonzerne schon wieder mit Milliardengeschenken bedacht werden", sagte sie.