Presse: Die "großen Vier" müssen Atomrückstellungen aufstocken
Stand: 11.09.2015
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Düsseldorf - Die vier Kernkraftwerksbetreiber in Deutschland - Eon, EnBW, RWE und Vattenfall - müssen ihre Atomrückstellungen einem Pressebericht zufolge wohl deutlich aufstocken.
Dem "Handelsblatt" (Freitag) zufolge werfen vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte Stresstests die Frage auf, ob die bisher vorgenommenen Rückstellungen in den Bilanzen für den Rückbau der Meiler von insgesamt 39 Milliarden Euro angemessen abgezinst sind. "Wenn wir den Zinssatz halbieren, müssen wir die Rückstellungen verdoppeln. Das wäre für uns der Killer", zitiert die Zeitung eine Aussage aus einem Unternehmen.
Hintergrund ist, dass Unternehmen für künftige Zahlungsverpflichtungen geringere Summen zurücklegen, als sie später voraussichtlich begleichen müssen. Die Differenz soll in der Zwischenzeit durch Zinserträge hereinkommen. Laut "Handelsblatt" haben die Unternehmen die Rückstellungen derzeit mit Zinssätzen zwischen 4,0 und 4,7 Prozent in den Büchern. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen an den Kapitalmärkten stelle sich aber die Frage, ob Zinssätze jenseits von vier Prozent noch realistisch seien.
Dem Bericht zufolge werden in den Konzernzentralen derzeit Musterrechnungen vorgenommen. "Eine deutliche Absenkung der Zinssätze muss Teil der Debatte werden", zitiert das "Handelsblatt" aus Kreisen, die mit dem Thema befasst sind. Durchgeführt wurden die Stresstests von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein, die sich zu den Inhalten auf Nachfrage der Zeitung nicht äußern wollte. Auch das Bundeswirtschaftsministerium wolle nichts zu den Ergebnissen sagen.
Ähnliche Probleme wie bei den Atomrückstellungen haben viele Unternehmen bereits bei den Betriebsrenten. Auch diesen Verpflichtungen wurden lange Zinssätze zugrunde gelegt, die derzeit an den Finanzmärkten nicht zu erwirtschaften sind.