Mainz (AFP) - Die steigenden Energiepreise beeinflussen offenbar die Haltung der Deutschen zur Atomkraft. Inzwischen spricht sich eine Mehrheit von 54 Prozent für den längeren Betrieb der vorhandenen Atomkraftwerke in Deutschland aus, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer ergab. Nur 40 Prozent wollen noch an dem im Atomkonsens geschlossenen Zeitplan festhalten, wonach die Nutzungsdauer der Kraftwerke etwa im Jahr 2021 enden soll. Während rund drei Viertel der Anhänger von Union und FDP für längere Laufzeiten plädieren, sind die Anhänger der SPD in dieser Frage inzwischen gespalten. Nur die Anhänger der Linken und besonders der Grünen stehen demnach mehrheitlich zu dem Ausstiegsbeschluss, den die rot-grüne Regierung mit den Energiekonzernen ausgehandelt hatte und den die große Koalition dann übernahm.
Als wichtigstes Thema der politischen Agenda gaben die Befragten mit 60 Prozent den Bereich Kosten, Preise und Löhne an. Mit deutlichem Abstand folgte das Thema Arbeitslosigkeit (34 Prozent). Fast jeder Bundesbürger (95 Prozent) sagte demnach, dass die gestiegenen
Energiepreise ein sehr großes oder großes Problem seien. Für 84 Prozent stellt dies eine Gefahr für den Wohlstand in Deutschland dar.
Als Reaktion auf die gestiegenen
Spritpreise gaben 55 Prozent aller Autofahrer an, weniger fahren zu wollen. 29 Prozent der Befragten wollten benzinsparender fahren. 16 Prozent erwägten, auf ein kleineres Auto umzusteigen und acht Prozent wollten zukünftig gar ihr Auto abschaffen. Lediglich 21 Prozent meinten, dass sie deshalb nichts ändern wollten, und 14 Prozent beabsichtigten, an anderer Stelle zu sparen.
Die Umfrage ergab weiter, dass die Deutschen mit Blick auf ihre zukünftige eigene wirtschaftliche Lage noch nie so pessimistisch waren. Derzeit gehen 41 Prozent davon aus, dass es ihnen in einem Jahr schlechter gehen werde als momentan. 42 Prozent erwarten demnach eine unveränderte Entwicklung und 15 Prozent glauben, dass es ihnen zukünftig besser gehen wird.
Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen befragte von Dienstag bis Donnerstag 1292 Wahlberechtigte.