Polen will bis 2020 erstmals Atomkraftwerk in Betrieb nehmen
Stand: 13.01.2009
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Warschau - Um seine Energiesicherheit zu erhöhen, will Polen in den kommenden Jahren erstmals ein Atomkraftwerk in Betrieb nehmen. Bis zum Jahr 2020 sei der Bau von einem oder zwei Atomkraftwerken geplant, sagte Ministerpräsident Donald Tusk nach einem entsprechenden Entschluss seines Kabinetts am Dienstag in Warschau. Über den Import der notwendigen Technologien habe sein Land bereits "ernsthaft" mit Frankreich und Südkorea gesprochen. "Wir werden zusammenarbeiten, um die preiswertesten, sichersten und fortgeschrittensten Technologien zu finden", führte Tusk aus. Frankreich könne dabei "sicherlich ein sehr wertvoller Partner" sein.
Die Regierung hat laut Tusk bereits neun mögliche Standorte für das oder die Atomkraftwerke ausgeguckt. Umweltschutzfragen und logistische Anforderungen würden weiter geprüft. Der nach bisheriger Prüfung beste Standort ist nach Angaben des Regierungschefs die nordpolnische Gegend um Zarnowiec in der Nähe von Danzig, etwa 280 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. In dieser Region war zu Sowjetzeiten schon einmal der Bau eines Atomkraftwerks begonnen worden, in den 70er Jahren wurde das Vorhaben jedoch aufgegeben.
Mit Blick auf den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine kündigte Tusk an, den geplanten Bau eines Gasspeichers im nordwestlichen Swinoujscie zu beschleunigen. Außerdem wolle sein Land bald Gaslieferverträge mit den Golfstaaten Katar und Kuwait abschließen. Zudem solle der Bau von Gasleitungen nach Deutschland, Dänemark und Österreich sowie die Errichtung einer neuen Gas-Förderanlage in Polen mehr Energiesicherheit bringen. Polen produziert etwa 30 Prozent seines Gases selbst, knapp 45 Prozent werden aus Russland importiert. Polens Strombedarf wird zu 94 Prozent durch Kohlekraftwerke gedeckt.