Plus 19 Prozent: Stromnetzgebühren steigen 2023 stark an
Stand: 20.10.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Schlechte Nachrichten für Verbraucher: Hohe Netzkosten machen Strom bald noch teurer. Die Netznutzungsentgelte steigen im kommenden Jahr bundesweit um durchschnittlich 18,9 Prozent an – so stark wie noch nie. Bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden liegen die Netzkosten im Jahr 2023 bundesweit voraussichtlich bei 360 Euro netto. Das entspricht einem Preisanstieg von 57 Euro pro Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox.
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin bis zu 43 Prozent mehr
Verbraucher werden regional unterschiedlich stark belastet: Den stärksten Anstieg gibt es in Brandenburg mit einem Plus von 43 Prozent. Das entspricht einer jährlichen Mehrbelastung von 156 Euro. In Mecklenburg-Vorpommern steigen die Stromnetzgebühren ebenfalls um knapp 43 Prozent (plus 143 Euro), in Berlin um 30 Prozent (plus 79 Euro).
Die Stromnetzentgelte steigen in allen Bundesländern an. Am geringsten fällt die Belastung in Bremen (plus 7 Prozent), Thüringen (plus 9 Prozent) und Baden-Württemberg (plus 10 Prozent) aus.
In den neuen Bundesländern steigen die Netzentgelte mit rund 25 Prozent deutlich stärker als in den alten Ländern (plus 18 Prozent). Damit dürften die Strompreisunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland wieder zunehmen. Verbraucher in Ostdeutschland zahlen mit durchschnittlich 398 Euro gut 12 höhere Netzkosten als im Westen (354 Euro).
„Auch bei den Netzentgelten kommt die Energiekrise an. Durch die explodierenden Großmarktpreise sind auch die Kosten für Netzverluste beim Stromtransport deutlich gestiegen“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. „Deshalb steigen die vorgelagerten Übertragungsnetzentgelte im kommenden Jahr an.“
Ursache für die regional unterschiedlich hohen Netzentgelte sind Faktoren wie Industrie- und Bevölkerungsdichte, aber auch die Kosten für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Stromnetzentgelte erreichen neuen Rekordwert
Damit klettern die Stromnetzgebühren im kommenden Jahr auf ein neues Rekordhoch. „Innerhalb der letzten 15 Jahre sind die Gebühren um insgesamt 68 Prozent angestiegen. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet das weiter steigende Strompreise,“ so Storck.
Eine dreiköpfige Familie zahlt im Oktober für 4.000 Kilowattstunden Strom 2.153 Euro pro Jahr. Mit den steigenden Netzgebühren erhöhen sich die Kosten im kommenden Jahr rein rechnerisch auf 2.221 Euro. „Der Staat muss dringend die bereits angekündigte Strompreisbremse auf den Weg bringen, um Haushalte in der Energiekrise weiter zu entlasten“, sagt Storck.
Methodik
Verivox hat die vorläufigen Netzentgelte für das Jahr 2023 ausgewertet, die von den Netzbetreibern Mitte Oktober veröffentlicht werden. Die bis dato ausgewerteten Netzbetreiber decken 91 Prozent aller Haushalte in Deutschland ab. Netznutzungsentgelte werden für Ausbau und Instandhaltung der Leitungen erhoben. Auch die Kosten für Zählerinstallation, Ablesung und Abrechnung sind darin enthalten. Sie werden gemeinsam von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz getragen.