Pilotversuch zur CO2-Verpressung in Brandenburg
Stand: 04.05.2011
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Spremberg - Der Energiekonzern Vattenfall hat in Ketzin (Brandenburg) einen Pilotversuch zur unterirdischen Einlagerung von klimaschädlichem Kohlendioxid begonnen. Mit einem Tanklastwagen wurden rund 23 Tonnen flüssiges CO2 vom Spremberger Industriestandort Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) in das Havelland gebracht. Dort soll es in 650 Meter tiefen Gesteinsschichten eingepresst und für die Dauer von einem Monat gelagert werden. Das Geoforschungszentrum Potsdam ist für die wissenschaftliche Betreuung des Projekts zuständig.
Etwa einen Monat lang sollen laut Vattenfall täglich drei Lkw-Ladungen CO2 von Schwarze Pumpe nach Ketzin gebracht werden. Das Unternehmen plant, dort 2.000 Tonnen Kohlendioxid unterirdisch einzulagern. Grundlage dafür ist ein Mitte April von der Bundesregierung beschlossener Entwurf für ein sogenanntes CCS-Gesetz.
"Die Betankung eines Lkw mit flüssigem CO2 dauert etwa eine Stunde", erläuterte der Projektleiter der Pilotanlage zur CO2-Abscheidung, Uwe Burchhardt. Der Transport erfolge über Autobahn und Landstraße und sei ungefährlich.
Kritiker warnen vor Gefahren durch CCS
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte dagegen den sofortigen Stopp der CCS-Technik und der unterirdischen CO2-Speicherung. "Das ist ein verantwortungsloses Vorgehen. Die Landesregierung spielt mit dem Leben der Bürger", sagte BUND-Landesgeschäftsführer Axel Kruschat. Forschung und Wissenschaft verfügten längst noch nicht über genügend Erkenntnisse, welche Auswirkungen die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid habe.
Mehrere Gutachten hätten diese Gefahren bestätigt, sagte Krutschat. Zu befürchten seien unter anderem eine Verseuchung des Grundwassers durch Salz, das bei der Verpressung von Kohlendioxid verdrängt wird.
Proteste gegen die unterirdische Verpresssung von CO2 gibt es auch in Beeskow (Oder-Spree) und Neutrebbin (Märkisch-Oderland). Lausitzer Umweltschützer kritisieren die CCS-Versuchsanlage des schwedischen Staatskonzerns zudem als einen Legitimierungsversuch für den Aufschluss weiterer Tagebaue und die Errichtung neuer Kohlekraftwerke in Brandenburg.
Vattenfall investierte bislang 100 Millionen Euro
Vattenfall entwickelte ein Verfahren, bei dem CO2 bei der Verbrennung von Braunkohle abgetrennt wird und damit nicht in die Atmosphäre gelangt. In der Pilotanlage in Schwarze Pumpe wird nach Firmenangaben das im Verbrennungsprozess anfallende CO2 zu rund 90 Prozent abgeschieden. Der schwedische Konzern forscht seit Jahren an der als CCS-Technik bezeichneten Methode. Bisher war es jedoch aufgrund fehlender politischer Rahmenbedingungen nicht möglich, das Verfahren für den größeren Betrieb einzusetzen, da es keine Genehmigung für eine Speicherung gab.
Vattenfall investierte nach eigenen Angaben in die Erforschung bislang 100 Millionen Euro und plant, im Jahr 2015 in Jänschwalde ein Demonstrationskraftwerk in Betrieb zu nehmen. Der Energiekonzern fordert jedoch Rechtssicherheit, um das 1,5-Milliarden-Euro-Projekt durchführen zu können. Gleichzeitig will Vattenfall ab dem Jahr 2015 mit der CO2-Einlagerung beginnen.