Petersberger Klimadialog: Merkel fordert globales Abkommen
Stand: 04.07.2011
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Berlin - Trotz aller Rückschläge beim Klimaschutz hofft Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf Eckpunkte für ein globales Abkommen noch vor Ende 2012. Wenn die erste Phase des Kyoto-Protokolls auslaufe, müsse klar sein, wie es weiter gehe, erklärte die Kanzlerin am Sonntag auf einer internationalen Klimakonferenz in Berlin. Einen ratifizierten Vertrag werde es jedoch noch nicht geben.
"Die genaue Antwort habe ich nicht", räumte Merkel beim sogenannten Petersberger Klimadialog ein. Sie nannte aber als Beispiel die Festlegung exakter langfristiger Ziele und verwies auf die Vereinbarung, die globale Temperatur nicht stärker als zwei Grad steigen zu lassen. Daraus folge als Richtwert, dass der Ausstoß von Klimagasen weltweit langfristig nicht höher als zwei Tonnen pro Kopf und Jahr liegen dürfe. Derzeit verursacht jeder Deutsche etwa zehn Tonnen pro Jahr, jeder US-Bürger sogar 20 Tonnen. "Alle haben hier eine riesige Aufgabe", sagte Merkel.
Röttgen lobt vertrauensvolle Atmosphäre
Der zweite "Petersberger Klimadialog" mit 35 Staaten in Berlin war am Vormittag von Umweltminister Norbert Röttgen eröffnet worden. Geladen waren Klimaunterhändler aus Schlüsselstaaten wie den USA und China, aber auch aus Entwicklungsländern und den Golfstaaten. Das Treffen dient der Vorbereitung der nächsten Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban ab Ende November.
Röttgen sagte nach der ersten Gesprächsrunde, die Atmosphäre sei von Vertrauen geprägt und undogmatisch. Teilnehmer hätten deutlich gemacht, dass für Durban ein "Paket von Entscheidungen" möglich sei. Daran müssten sich alle Länder - ob arm oder reich - beteiligen. "Alle müssen ihren Beitrag leisten", sagte der CDU-Politiker.
Auch Röttgen stellte aber klar, dass ein einheitliches, alle Länder umfassendes Klimaabkommen derzeit nicht realistisch sei. Vielmehr gehe es jetzt darum, das mit dem Kyoto-Protokoll angelegte System für den Klimaschutz mit verbindlichen Regeln und Verpflichtungen schrittweise auch auf andere Länder auszudehnen.
"Elefant im Raum"
Die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoane-Mashabane sagte, es gehe bei der anstehenden UN-Konferenz in ihrem Heimatland darum, das brüchige Vertrauen zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern zu festigen. Dazu müssten die Beschlüsse von der Klimakonferenz von Cancún 2010 umgesetzt werden. Die Zukunft des Kyoto-Protokolls bezeichnete sie als "Elefant im Raum". "Die Teilnehmer können dem Thema nicht länger ausweichen", sagte die Ministerin.
Das Kyoto-Protokoll von 1997 ist bislang das einzige rechtsverbindliche Klimaabkommen. Die Verpflichtungen laufen Ende 2012 aus. Es gilt nur für die Industriestaaten, und die USA haben sich nicht beteiligt. Die Entwicklungsländer setzen auf eine Fortschreibung des Kyoto-Protokolls. Deutschland argumentiert dagegen, ohne die USA und China sei der Klimawandel nicht zu stoppen. Beide Supermächte verursachten zusammen rund 45 Prozent der weltweiten Klimagasemissionen, sagte Röttgen.
Greenpeace mahnt
Am Veranstaltungsort mahnten Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace rasches Handeln an. Merkel müsse ihr diplomatisches Geschick einsetzen, die Klimaverhandlungen in der Europäischen Union und in den Vereinten Nationen zum Erfolg zu führen. Ende 2009 waren auf dem Weltklimagipfel von Kopenhagen die Bemühungen um ein umfassendes weltweites Abkommen gescheitert.
Wissenschaftler betonen, nach derzeitigem Stand sei das Zwei-Grad-Ziel nicht zu erreichen, weil weiter keine radikale Reduzierung der Klimagase in Sicht ist. Derzeit steuere die Weltgemeinschaft auf drei bis vier Grad Erwärmung zu. Die Folge wären dramatische Dürren, Stürme, Fluten und ein Anstieg des Meeresspiegels.