Rostock (dpa) - Die in der Ostsee geplanten Offshore-Windparks gefährden nach Einschätzung des Warnemünder Instituts für Ostseeforschung die Salz- und Sauerstoffschichtung des Meeres. "Durch die Umströmung der Fundamente am Meeresboden entsteht eine weit reichende Wirbelstrasse, die das am Boden einströmende Salzwasser der Nordsee mit dem darüber liegenden, aus der Ostsee abfliessenden Brackwasser vermischt", sagte Ozeanologe Hans-Ulrich Lass in Rostock. Dies könne sich negativ auf Tiere und Pflanzen in Bodennähe auswirken.
Der erste
Offshore-Windpark an der deutschen Ostseeküste soll rund 20 Kilometer vor der Halbinsel Darss (Nordvorpommern) entstehen. Geplant sind 21
Windräder mit einer Gesamtleistung von 40 Megawatt. Seit Juli wird eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt. Möglicher Baubeginn der 120 Meter hohen Anlagen wäre Mitte 2004.
Die Besonderheit dieses Standortes liege in seiner Nähe zur "Darsser Schwelle", über die 70 Prozent des von der Nordsee in die Ostsee einfliessenden Salzwassers einströme. "Alles, was dort an Änderungen durch den Menschen vorgenommen wird, wirkt sich auf die Schichtung und Sauerstoffversorgung der grossen Ostseebecken aus", sagte Lass. Die "Darsser Schwelle" ist die mit 18 Metern flachste Stelle im Hauptverbindungskanal zwischen Nordsee und Ostsee.
Wenn sich die salz- und sauerstoffführenden Wasserschichten durch den Einfluss der Windparks nach oben verlagern, kann das nach Worten des Wissenschaftlers die Ausbreitung von Schwefelwasserstoffen in geringere Tiefen begünstigen. "Das hätte für die bisher in belüfteten Schichten lebenden Tiere Konsequenzen", warnte Lass. Betroffen wären unter anderem Fischlarven, die in einer bestimmten Tiefe schweben und auf einen spezifischen Sauerstoffgehalt angewiesen sind. "Wenn der sich verlagert, dann kann es sein, dass für die Entwicklung des Fischnachwuchses nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Verfügung steht."