Offshore-Windenergie wird konkurrenzfähig
Stand: 01.10.2015
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Hamburg - Noch nie gingen in Deutschland so viele Offshore-Windanlagen in Betrieb wie in diesem Jahr - gefördert mit hohen Subventionen. Das sieht vielleicht in Zukunft anders aus. Die Anlagen werden immer günstiger; der Weg zum wirtschaftlichen Durchbruch ist frei.
Strom aus Windkraftanlagen auf hoher See könnte schon bald konkurrenzfähig werden. "Die Technologie wird sich schnell entwickeln und in Zukunft kaum noch von Subventionen abhängen", erklärte Andreas Schröter, Geschäftsführer der technischen Beratungs- und Zertifizierungesellschaft DNV GL, der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg.
DNV GL testet und zertifiziert Windparks fast aller Betreiber in ganz Europa und richtet in dieser Woche zum 13. Mal mit der Hamburg Offshore Wind Konferenz einen wichtigen Fachkongress für die Branche aus. Mehrere hundert Teilnehmer aus Unternehmen und Wissenschaft loten dabei auch das weitere technische und wirtschaftliche Potenzial der Offshore-Windenergie aus.
In diesem Jahr sind bereits mehrere Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee offiziell in Betrieb gegangen; der nächste ist "Borkum Riffgrund 1" des dänischen Betreibers Dong am Freitag kommender Woche. "Offshore-Windenergie ist noch keine erwachsene Industrie, aber auf dem Weg dorthin", sagte Schröter. Rückmeldungen von bereits arbeitenden Windparks in Deutschland deuteten darauf hin, dass sie ihre technischen und wirtschaftlichen Erwartungen übertreffen.
Die Erzeugungskosten für Strom aus Offshore-Windkraft seien bei den fortschrittlichsten Anlagen mittlerweile auf 10 Cent je Kilowattstunde gefallen, von 15 bis 17 Cent noch vor einem Jahr, wie DNV GL ermittelt hat. Zur Abdeckung des hohen Risikos beträgt die Anfangsvergütung für Strom aus Offshore-Windkraft 19 Cent je Kilowattstunde.
Fällt der Preis weiter, so wäre Strom aus Offshore-Windkraft immer noch doppelt so teuer wie aus Braun- oder Steinkohle. Aber nicht mehr wesentlich teurer als Strom aus Windkraftanlagen an Land oder aus Gaskraftwerken. Der Grund für die fallenden Kosten sind Fortschritte bei der Industrialisierung und Massenfertigung der Windparks sowie bei Rationalisierung und Einsparungen. Bei der Wartung und effizienten Steuerung der Anlagen nach dem Wind liegen ebenfalls noch Reserven.
Ein Windpark kann an einem guten Windstandort rechnerisch 4000 bis 4500 Volllaststunden im Jahr erreichen. "Viel mehr ist aus meteorologischen Gründen kaum drin", sagte Schröter. Das ist ungefähr doppelt so viel wie ein Windpark an Land. Schafft es der Betreiber, die jährliche Laufzeit um zwei oder drei Prozent nach oben zu drücken, so erhöht sich sein Gewinn im Vergleich zur Planung erheblich stärker, um 20 oder 30 Prozent. Den zusätzlichen Erträgen aus dem Stromverkauf stehen keine zusätzlichen Kosten gegenüber.