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Offshore-Messe "Windforce": Branche fordert Gesetzentwurf

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Bremen - Zahlreiche Investoren scheuen Projekte für Offshore-Windparks. Der Grund: Niemand kann derzeit die Risiken abschätzen. Die Branche fordert einen Gesetzentwurf zur Haftungsfrage - doch die Regierung lässt sich Zeit.

Von der ersten Offshore-Windenergie-Messe in Deutschland soll nach dem Willen der Veranstalter ein Appell an die Bundesregierung ausgehen. Die Branche warte händeringend auf eine gesetzliche Regelung der Haftungsfrage für Offshore-Windparks, sagte Ronny Meyer, Mit-Organisator der "Windforce" in Bremen (26. bis 29. Juni) und Geschäftsführer der "Windenergie-Agentur wab" der Nachrichtenagentur dapd. Der Gesetzentwurf sei der "Knackpunkt" für die ins Stocken geratene Offshore-Branche. Wie das "deutliche Signal" für Berlin aussehen werden, stehe aber noch nicht fest, sagte Meyer.

Die Stimmung in der Branche sei gespannt. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet, der für die Anschlüsse der Nordsee-Windparks verantwortlich ist, könne nicht allein dafür haften, wenn Leitungen nicht verfügbar seien oder erst verspätet fertiggestellt würden. "Einzelne Unternehmen sind mit solch einem Risiko überfordert", sagte Meyer. Ab einer bestimmten Schadenssumme müsse deshalb die Bundesregierung das Risiko übernehmen. "Darauf wartet die Branche."

"Die Bundesregierung muss das Thema ernst nehmen"

Denn keiner vergebe Aufträge für Fundamente, Turbinen oder Rotorblätter, wenn der Netzanschluss am Ende nicht sicher sei. Wer für 1,5 Milliarden Euro einen Offshore-Windpark baue und am Ende keinen Netzanschluss habe, verdiene kein Geld, sagte der Geschäftsführer der "wab", einem Zusammenschluss aus 350 Unternehmen und Instituten der Energiebranche mit Sitz in Bremerhaven.

Die Bundesregierung will den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2020 auf 35 Prozent steigern. Hochsee-Windparks sollen dabei eine große Rolle spielen. In acht Jahren sollen 2.000 Anlagen in der Nord- und Ostsee rund 10.000 Megawatt liefern. Bislang stehen dort erst 50 Anlagen. "Wenn nicht bald die Haftungsfrage geklärt wird, erwarten wir, dass nur die Hälfte der geplanten Anlagen gebaut werden", sagte Meyer.

Keine volle Auslastung

Für die Firmen würde das bedeuten, keine volle Auslastung zu haben. "Das geht dann an die Substanz", sagte Meyer. Die Offshore-Industrie habe in Vertrauen auf die politisch gewollte Energiewende in Produktionskapazitäten und Mitarbeiter investiert. Die Gewerkschaften verhandelten bereits über Modelle, das derzeitige Beschäftigungsloch zu überbrücken.

Jede Energiewende in der Vergangenheit sei politisch motiviert und auch mit Maßnahmen flankiert worden. "Die Energiewende ist eine nationale Aufgabe. Die Bundesregierung muss das Thema ernst nehmen", betonte Meyer. "Es geht nicht nur um die Investitionen der Industrie, sondern auch um das Erreichen der klimapolitische Ziele."