Ökostromförderung vor dem Kollaps - Experten fordern Reform
Stand: 15.12.2010
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München - Führende Energiewissenschaftler warnen vor dem Zusammenbruch der Ökostromförderung in Deutschland. In ihrem Appell an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages sagen die Forscher einen raschen Anstieg der Ökostromumlage voraus, die alle Stromkunden über ihre Rechnung zahlen, wie die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch) berichtete. In dem Schreiben fordern die Wissenschaftler die schwarz-gelbe Bundesregierung zu einer schnellen und umfangreichen Reform der Energiepolitik auf, um das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu retten.
Die Forscher schlagen etwa eine rasche Kürzung der Fördersätze für Solarstrom, die Begrenzung der geförderten neuen Photovoltaik-Anlagen auf 3,5 Gigawatt pro Jahr und das Aus für Ökostromprivilegien vor. Andernfalls drohten die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Damit könnte die Akzeptanz für den Ausbau grüner Energien schwinden und das Fördersystem für erneuerbare Energien scheitern. "Es käme zu einem gewaltigen Rückgang der Investitionen, zu beträchtlichen Produktionsüberkapazitäten und zu einem technologischen Fadenriss in einem Technologiebereich, wo die deutsche Industrie heute Vorreiter ist,", zitiert das Blatt aus dem Brief.
Zu den Unterzeichnern gehören der Forschungskoordinator des Ökoinstituts, Felix Mattes, der Vizechef des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie, Manfred Fischedick, und die Professoren Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Eberhard Jochem von der ETH Zürich sowie der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik, Jürgen Schmid, der als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats für globale Umweltveränderung ein wichtiger Berater der Bundesregierung ist. Die Autoren gelten als Verfechter des Ausbaus erneuerbarer Energien.
Die Forscher befürchten, dass die Energiewende durch die üppige Förderung in akuter Gefahr ist. Die dadurch ausgelöste "Überinvestitionswelle" im Bereich der Photovoltaik zusammen mit Mitnahmeeffekten durch das Grünstromprivileg führe kommendes Jahr zu hohen Mehrkosten für Wirtschaft und Haushalte. Im kommenden Jahr steigen die Kosten für die Ökstromumlage pro Kilowattstunde von 2 auf 3,5 Cent. Dadurch zahlt ein Durchschnittshaushalt künftig mit der Stromrechnung zwölf statt sieben Euro pro Monat für Öko-Energien. Das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung sagt laut Zeitung voraus, dass die Kosten für Verbraucher 2012 erneut um 30 Prozent steigen könnten.