Ökoinstitut dringt auf mehr Energieeffizienz und Abkehr von Kohle
Stand: 16.04.2014
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin - Das Freiburger Öko-Institut hält die Steigerung der Energieeffizienz für eine vorrangige Aufgabe für den Klimaschutz in Deutschland in den kommenden Jahren. Dies gelte für alle Bereiche, also neben dem Energiesektor auch für Landwirtschaft, Verkehr, Gebäude, Industrie und Gewerbe, heißt es in der Studie "Klimaschutzszenario 2050", deren zentrale Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden. Große Bedeutung räumen die beteiligten Wissenschaftler auch der "Decarbonisierung" des Stromsektors durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien ein.
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass ehrgeizige Zwischenziele erforderlich seien, um das von der Bundesregierung in ihrem Energiekonzept festgelegte Langfristziel einer Minderung der Treibhausgasemissionen um rund 90 Prozent bis 2050 zu erreichen. Bislang dazu vorgesehene Zwischenziele müssten verschärft werden, heißt es in der im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellten Untersuchung, die ein Wegweiser für die deutsche Klimapolitik sein soll.
Zur Energie heißt es, der Beitrag zur Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern solle von derzeit 354 Terawattstunden (TWh) bis 2050 auf 43 TWh sinken, in einem zweiten, ehrgeizigeren Szenario sogar auf nur noch eine TWh.
Bestehende Braun- und Steinkohlekraftwerke sollen nach einer Gesamtnutzungsdauer von 45 Jahren vom Netz gehen, außer den bereits im Bau oder in Planung befindlichen Anlagen sollten auch keine neuen mehr gebaut werden. Die Windenergie soll den Empfehlungen zufolge von derzeit 37 TWh auf 259 TWh ausgebaut werden, die Solarenergie von 12 TWh auf 64 TWh.
LED-Beleuchtung und mehr Schienenverkehr
Als Beispiel für mehr Effizienz wird der Einsatz hocheffizienter LED-Beleuchtungen in Gewerbe, Handel und Dienstleistungssektor genannt. Bei Gebäuden seien zusätzliche Sanierungsanstrengungen erforderlich, um den Energieeinsatz dort bis 2050 um 80 Prozent verringern zu können. So solle die jährliche Sanierungsquote von bislang angenommenen 1,2 Prozent auf zwei oder sogar drei Prozent steigen.
Für den Verkehrssektor fordern die Wissenschaftler eine stärkere Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene sowie eine Steigerung der Fahrzeugeffizienz. Erreicht werden könne dies durch Leichtbauweise, hybride Antriebe, Rückgewinnung von Bremsenergie und eine Verbesserung der Aerodynamik im Straßengüterverkehr. Auch der Anteil von Autos mit Gasantrieb soll steigen.
Kritisch setzen sich die Wissenschaftler des Ökoinstituts mit der Nutzung von Bioenergie auseinander. Da nachhaltig erzeugte Biomasse nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehe, solle diese langfristig nur in den Sektoren eingesetzt werden, in denen wenig klimaneutrale Alternativen zur Verfügung stehen. Dies gelte für den Verkehrssektor und Teile der Industrie. Im Verkehrsbereich solle die umstrittene Beimischungsquote von Biosprit auf bis zu 50 Prozent erhöht werden.
Die Experten raten zudem auch zum Einsatz der umstrittenen CCS-Technologie, also der Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid. Außerdem sollten andere neue Technologien weiterentwickelt werden, zum Beispiel der Einsatz von Wasserstoff für den Antrieb von Fahrzeugen oder zur Gewinnung von Wärmeenergie.