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Öko-Energien: Wind aus dem Norden, Sonne aus dem Süden

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Hamburg - Der Begriff Energiewende ist in aller Munde - besonders nach dem Reaktorunglück in Japan und den dadurch verstärkten Zweifeln an der Atomkraft. Erneuerbare Energien wie Wind- und Sonnenkraft sollen möglichst schnell eine größere Rolle spielen. Bislang decken sie fast 17 Prozent des deutschen Strombedarfs. Der Ausbau der Ökoenergien wird auch die Landkarte der Energieversorgung in Deutschland verändern. Anstelle der Großkraftwerke bei Ballungszentren treten vor allem Windparks in Norddeutschland und Solaranlagen im Süden.

Windstrom ist bereits heute ein Rückgrat der alternativen Stromproduktion in Deutschland. Mehr als ein Drittel des regenerativ erzeugten Stroms stammte 2010 nach Angaben des Bundesumweltministeriums aus Windkraftanlagen. Wegen der hierzulande herrschenden klimatischen Bedingungen wird sich der Anteil künftig noch erhöhen. Denn Windparks in der norddeutschen Tiefebene und vor den Küsten von Nord- und Ostsee gelten in allen Szenarien - auch dem Energiekonzept der Bundesregierung von 2010 - als strategischer Schlüssel zur Ökostrom-Zukunft.

Schon heute sind in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands Windenergie (BWE) Anlagen mit einer Leistung von 27 Gigawatt installiert. 75 Prozent davon konzentrieren sich auf fünf Bundesländer. Etwa ein Viertel der Leistung steht in Niedersachsen (6,66 Gigawatt). Weitere Windstromländer sind Brandenburg mit 4,4 Gigawatt, Sachsen-Anhalt (3,5), Schleswig-Holstein (3,0) und Nordrhein-Westfalen (2,9).

Mit dem geplanten Windenergieausbau wird sich das Gewicht dieser Länder als Stromproduzenten vergrößern. Zwar betonen Branchenvertreter und Umweltschützer, dass unter anderem auch Baden-Württemberg großes ungenutztes Windkraftpotenzial hat. Aber in den Ausbauplänen spielen bisher nur Leistungssteigerungen in schon bestehenden Windfarmen und der Neubau von Meeres-Windparks eine zentrale Rolle. Länder wie Schleswig-Holstein haben daran auch wirtschaftlich Interesse - unter anderem sollen Bau und Wartung der Windparks Jobs an der Küste bringen.

Die Dynamik beim Ausbau der Solarstromproduktion wird dagegen maßgeblich vom Bau kleiner Anlagen im Süden bestimmt. 2010 gab es laut Bundesumweltministerium Photovoltaik-Flächen mit einer Gesamtleistung von 17,3 Gigawatt, zumeist in Bayern und Baden-Württemberg. Diese lieferten zwölf Prozent des regenerativ erzeugten Stroms. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hofft, die Leistung bis 2020 mindestens zu verdrei- oder vervierfachen. Da Solarkraftwerke in gemäßigten Breiten unüblich sind, gehört auch die Zukunft den Kleinanlagen.

Die Zukunft der deutschen Solarenergieproduktion hängt somit vor allem am Aufbau intelligenter Stromnetze ("smart grids"), die Energieflüsse zwischen Hausbesitzern, anderen dezentralen Kleinproduzenten und Verbrauchern anderswo flexibel organisieren. Auch das Jobpotenzial der Branche, die heute 150.000 Menschen beschäftigt, ist breiter gestreut. Solarmodul-Fabriken, Handwerker und Projektentwickler finden sich in Ostdeutschland ebenso wie im Süden und Westen.

Dezentralität lautet auch das Motto bei der in Deutschland insgesamt eher unbedeutenden Wasserkraft sowie der Stromerzeugung aus Biomasse, die 2010 mit einem Anteil von rund 30 Prozent an der regenerativen Elektrizitätserzeugung eine fast so große Rolle wie die Windenergie spielte und zudem fast komplett den deutschen Nachschub an Wärmeenergie aus alternativen Quellen lieferte.

Vor allem landwirtschaftliche Genossenschaften und Stadtwerke gewinnen nach Angaben des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) Strom aus Biomasse, also aus Holz- und Pflanzenabfällen oder aus Kläranlagen entweichendem Biogas. Regionale Schwerpunkte liegen in ländlichen Gebieten, in denen viel organisches Material anfällt, etwa in Niedersachsen oder Bayern. Der Zuwachs soll aber begrenzt sein - unter anderem, weil Biomasseanbau zulasten der Nahrungsmittelproduktion gehen könnte, was unerwünscht ist.