OECD: Biokraftstoffe tragen kaum zum Klimaschutz bei
Stand: 16.07.2008
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Paris/Berlin (AFP) - Die Förderung von Biokraftstoffen in Europa und Nordamerika trägt nach Einschätzung der OECD "nur minimal" zum Klimaschutz bei. Setzten die Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Kanada ihre gegenwärtige Förderpraxis fort, würde der Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr im Jahr 2015 "nur um bestenfalls 0,8 Prozent geringer ausfallen", erklärte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am Mittwoch in Paris und Berlin. Die milliardenschwere Förderung, für die Verbraucher und Steuerzahler aufkommen müssten, sei nicht effizient. Die OECD empfiehlt deshalb, im Verkehrsbereich stärker auf eine Verbrauchssenkung und weniger auf alternative Kraftstoffe zu setzen.
"Es gibt sehr viel effizientere Wege, etwas für den Klimaschutz zu tun als die Förderung von Biokraftstoffen", sagte der OECD-Direktor für Handel und Landwirtschaft, Stefan Tangermann. "Europa und Nordamerika haben dieses Boot gemeinsam bestiegen, sie sollten es auch gemeinsam wieder verlassen."
Die CO2-Einsparungen seien bei gegenwärtiger Technik im Vergleich zu herkömmlichen Treibstoffen in den USA besonders gering, hieß es. Das dort aus Mais hergestellte Ethanol vermindere die CO2-Emissionen nur um etwa 10 bis 30 Prozent. Bei Biodiesel aus Pflanzenöl, wie er in der EU verbreitet ist, gab die Organisation den Wert mit 40 bis 55 Prozent an. Deutlich höher sei der Umweltbeitrag bei brasilianischem Zuckerrohr. Wer damit fahre, verringere den Treibhausgasausstoß um 80 bis 90 Prozent.
Auch habe sich die Hoffnung nicht erfüllt, dass die Biokraftstoffe eine wirtschaftliche Alternative zu fossilen Kraftstoffen werden könnten, erklärte die OECD. Bei vielen Kraftstoffsorten habe sich wegen der rasant gestiegenen Kosten für Agrarprodukte der Preisabstand zu herkömmlichem Benzin und Diesel sogar noch erhöht. Lediglich Ethanol aus Zuckerrohr sei derzeit billiger zu produzieren als Benzin. Außerdem treibe die Förderung von Biokraftstoffen auch die Lebensmittelpreise für die Verbraucher nach oben.