NewYork (dpa) - Ausnahmezustand in Nordamerika: Ein gigantischer
Stromausfall hat am Donnerstag im Nordosten der USA und in Kanada ein
Chaos verursacht. Der Verkehr kam in Metropolen wie New York, Detroit
und Toronto fast völlig zum Erliegen, tausende Menschen sassen in der
U-Bahn und in Fahrstühlen fest. Ursache für den Stromausfall war nach
Angaben des US-Senders CNN vermutlich ein Blitzeinschlag in das
Kraftwerk Niagara, der zum Ausfall des gesamten Netzes geführt habe.
Es gebe keine Hinweise für einen terroristischen Hintergrund.
Verletzt worden sei niemand. US-Präsident George W. Bush wollte noch
am Abend zu den spektakulären Ereignissen, von denen etliche
Millionen Menschen betroffen waren, Stellung nehmen.
Auch gegen 20.00 Uhr Ortszeit, etwa vier Stunden nach Beginn des
"Blackouts", war New York überwiegend ohne
Strom. In der Dämmerung
gingen die ersten Lichter wieder an. Tausende von Pendlern sassen noch
in Manhattan fest, da der öffentliche Nahverkehr weitgehend
zusammengebrochen war. Riesige Menschenmassen waren auf den Strassen
unterwegs, um vor der Nacht nach Hause zu gelangen.
Der Strom werde im Laufe des Abends allmählich wieder
zurückgekehren, hatte Bürgermeister Michael Bloomberg versichert.
Über Nacht sollten nach einem CNN-Bericht 40 000 Polizisten und
Feuerwehrmänner eingesetzt werden. Der Strom war plötzlich am
Nachmittag (Ortszeit) zur Hauptverkehrszeit ausgefallen. New
Yorks Gouverneur George E. Pataki erklärte nach dem Stromausfall für
den Bundesstaat den Notstand.
Betroffen waren neben New York auch die US-Städte Detroit
(Michigan), Cleveland und Toledo (Ohio), die kanadischen Städte
Ottawa und Toronto sowie Dutzende kleinerer Städte. Das Gesamtgebiet,
das ein Dreieck bildet, umfasst eine Fläche von rund 200 000
Quadratkilometern. Das entspricht etwas mehr als der Hälfte
Deutschlands oder ist fast drei Mal so gross wie Bayern.
Das US-Heimatschutzministerium suchte fieberhaft nach der Ursache
für den Ausfall. Ein Terroranschlag sei unwahrscheinlich, bekräftigte
das Ministerium. Noch werde geprüft, welche Massnahmen nötig seien.
New Yorks Bürgermeister Bloomberg war bemüht, die Bürger New Yorks
zu beschwichtigen. Er würdigte das besonnene Verhalten seiner
Mitbürger: "Der heutige Tag bringt das Beste an den New Yorkern zum
Vorschein", sagte er. Bloomberg appellierte an die Mitbürgern, alle
elektrischen Geräte und vor allem die
Klimaanlagen auszuschalten.
Die meisten Krankenhäuser könnten ihren Betrieb mit Notstrom
fortsetzen. In einer Klinik in Brooklyn sei der Strom allerdings
ausgefallen, berichtete Bloomberg. Sein Rat: "Verbringen Sie die
Zeit, gehen Sie in Gaststätten, und morgen früh können Sie sagen, ich
war da, als der Strom weg war."
Die meisten Geschäfte waren auch zwei Stunden nach dem "Blackout"
noch verriegelt. Einige Menschen standen mit Transistorradios an den
Strassenecken und hörten in lokalen Rundfunksendern neueste
Informationen zur Lage.
Bereits 1965 und 1977 war es in Nordamerika zu vergleichbaren
Blackouts gekommen. Während es damals aber zu Hunderten von
Plünderungen gekommen war, gab es offiziellen Angaben zufolge diesmal
keine solchen Vorfälle.