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Nord- und Ostsee gewinnen für Windkrafterzeuger an Bedeutung

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Düsseldorf - Das Interesse an Nord- und Ostsee beim Ausbau der Windenergie auf hoher See wird immer größer. Im ersten Halbjahr 2010 wurden dort 118 Turbinen mit einer Leistung von 333 Megawatt angeschlossen, informiert die Europäische Windenergievereinigung. Deutschlands größter Energiekonzern E.ON sieht sich dabei in der Rolle des Marktführers, denn knapp zwei Drittel dieser Anlagen reklamiert das E.ON für sich.

In der deutschen Nordsee ging mit Alpha Ventus Ende April der erste deutsche Windpark in tiefen Gewässern in Betrieb. Insgesamt ist E.ON inzwischen mit sechs Windparks in Nord- und Ostsee aktiv. Zu den Vorhaben des Energieriesen gehört auch der gigantische Windpark in der Themsemündung, den die Düsseldorfer gemeinsam mit Partnern derzeit bauen.

Auch der Konkurrent RWE hat die Nordsee im Blick: Im kommenden Jahr beginnt die Tochterfirma RWE Innogy mit dem Bau des Windparks Nordsee Ost in der Nähe von Helgoland. Zwei Jahre später soll die Anlage mit einer Leistung von knapp 300 Megawatt ans Netz gehen. Darüber hinaus soll ein weiteres Windkraftwerk in der Nähe der Insel Juist mit einer Leistung von 1000 Megawatt und einer Investition von 2,8 Milliarden Euro entstehen - es befindet sich noch in der Genehmigungsphase. Der Stromkonzern EnBW kann Windparks in der Ostsee (Baltic 1, Baltic 2) vorweisen.

Offshore-Windkraft steckt noch in den Kinderschuhen

Derzeit steckt die Offshore-Windkraft in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Ulf Gerder vom Bundesverband Windenergie schätzt die installierte Leistung auf wenige hundert Megawatt. Doch ihr Potenzial gilt wegen der höheren Windgeschwindigkeiten und der Dauerhaftigkeit des Windes als enorm. Bis zu 40 Prozent mehr Stromausbeute könnten solche Anlagen erzielen als ein vergleichbar guter Standort auf dem Land.

Doch die Zurückhaltung hat einen Grund: Die großen technologischen Herausforderungen beim Bau der Anlagen in großer Entfernung zur Küste, die Kosten der Türme sowie die Netzanbindung und die kostspielige Wartung schrecken Investoren ab. Kleine Betreiber sind finanziell schnell überfordert. Andererseits möchte keiner ein aussichtsreiches Geschäft verpassen.

Windkraftanlagen auch für Stadtwerke interessant

Kein Wunder, dass sich nun neben den großen Energiekonzernen auch Stadtwerke für die Windkraft auf hoher See interessieren: "Wenn sie ihre Kräfte bündeln, besitzen sie die Finanzkraft, solche Projekte auch zu wuppen", betont Gerder. Solche Vorhaben kosten nach Expertenschätzung allerdings im Schnitt das Vierfache einer vergleichbaren Anlage auf dem Land.

Dass Stadtwerke gemeinsam teure Windkraftprojekte stemmen können, zeigt die Anlage "Bard 1" rund 100 Kilometer nordwestlich der Insel Borkum. Die Südweststrom Stadtwerke-Kooperation, ein Zusammenschluss von 30 Stadtwerken aus Bayern und Baden-Württemberg, kaufte der Bard-Gruppe unlängst den Windpark ab.

Nach Fertigstellung 2011 sollen sich dort 80 Windräder drehen und Strom von der Nordsee aus in den Süden der Republik fließen. Beim Verbrauch von Windenergie gehören beide Bundesländer mit Anteilen am Stromverbrauch von weniger als einem Prozent zu den Schlusslichtern in Deutschland. Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern dagegen kommen laut Angaben des Bundesverbandes schon auf über 40 Prozent.

Anteil der Windkraft wächst

Die Windenergiebranche geht davon aus, dass Offshore-Parks bis 2020 mit einer Leistung von 10 Gigawatt Strom erzeugen könnten. Das wären etwas mehr als 20 Prozent der erwarteten gesamten Windkrafterzeugung (45 Gigawatt) zu diesem Zeitpunkt.

Im vergangenen Jahr lag die installierte Leistung aller Anlagen bei knapp 26 Gigawatt, vor zehn Jahren waren es gerade 6 Gigawatt. Der Anteil der Windkraft am Stromverbrauch erreicht derzeit rund 7 Prozent. Bis 2020 hält Gerdes aber 25 Prozent für realistisch.