Neues Stromdrehkreuz für Ostdeutschland und Hamburg
Stand: 27.06.2011
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Neuenhagen/Berlin- Ein neues Stromdrehkreuz bei Berlin soll dazu beitragen, die Herausforderungen durch immer mehr Windstrom zu meistern und die Versorgung von 18 Millionen Verbrauchern zu sichern. EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) erklärte am Montag bei der Eröffnung der Leitzentrale des Übertragungsnetzbetreibers 50hertz in Neuenhagen, die Netzentgelte müssten steigen, damit man zügig mehr Leitungen bekomme.
"Wir brauchen einen Cent mehr pro Kilowattstunde", forderte Oettinger. Die Entgelte werden über den Strompreis bezahlt und könnten damit für einen Durchschnittshaushalt 40 Euro mehr pro Jahr bedeuten.
Oettinger bezifferte das Investitionsvolumen für den Netzausbau in Europa auf rund 140 Milliarden Euro. Die bisher oft unsichtbaren Netzbetreiber würden ein immer wichtigerer Spieler auf europäischer Ebene beim Aufbau eines Energie-Binnenmarkts. "Wir haben in den letzten Jahrzehnten unsere Netze nicht genug gepflegt", so Oettinger.
Stromautobahn für erneuerbare Energien
50hertz betreibt die Stromautobahnen für Berlin, die ostdeutschen Länder und Hamburg. Die 30 Millionen Euro teure Anlage steuert fast 9700 Kilometer an Stromautobahnen. Der Sprecher der Geschäftsführung, Boris Schucht, betonte, das Kontrollzentrum sei ein wichtiger Baustein, um die Energiewende zu schaffen. Nur im Gebiet von 50hertz seien bereits 15.000 Megawatt an erneuerbaren Energien installiert - das sei mehr als die Leistung aus konventionellen Kraftwerken.
"Damit ist die Region Integrationsweltmeister für die erneuerbaren Energien." Schucht betonte, die exakte Prognose der Windverhältnisse werde immer wichtiger, hinzu komme das Aus für die ältesten Atomkraftwerke. Es gebe eine "ungesunde Schieflage im System", weil Speicher für überschüssigen Wind- und Sonnenstrom fehlten.
Da besonders im Osten viele Windparks entstanden sind, muss der Betreiber über seine Höchstspannungsleitungen rund 40 Prozent der deutschen Windenergie einspeisen. 50 Hertz (Hz) ist die Frequenz, mit der das EU-Stromnetz arbeitet. Bei dieser Frequenz mit leichten Abweichungen nach oben und unten läuft das Netz den Betreiberangaben zufolge stabil und sicher.
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