Neuer E.ON-Chef bestätigt - Theysson tritt ins Rampenlicht
Stand: 11.08.2009
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Berlin - Schon seit mehreren Jahren steht er hinter den wichtigsten Entscheidungen des Energieriesen E.ON. Johannes Teyssen hat seine gesamte Karriere bei E.ON und dem Vorgängerkonzern Preussen Elektra gemacht. Nun rückt der 49-jährige Vizechef an die Konzernspitze und soll dort nach einer Übergangsphase Wulf Bernotat ablösen. Teyssen war bisher eher unauffällig, er gilt als kühler Rechner und zupackender Macher, der im Hintergrund agiert. In seiner neuen Funktion soll er einen entscheidenden Wechsel im Unternehmen einläuten.
Der gestandene Energiemanager Teyssen ist gelernter Jurist - wie sein Vater, der als Richter arbeitete. Doch neben Recht studierte der geborene Hildesheimer auch Volkswirtschaft. Anfang der 90er Jahre heuerte Teyssen bei Preussen Elektra in Hannover an, die damals weltweit auf Einkaufstour ging.
Dann aber lief es anders: Statt ins Ausland kam Teyssen nach Frankfurt an der Oder und lernte Ostdeutschland intensiv kennen. Bei Preussen Elektra und später dann beim 2000 gegründeten Energieriesen E.ON organisierte er die Fusion von Stadtwerken - und baute diese in den Konzern ein. 2001 wechselte er in den Vorstand von E.ON Energie, 2003 wurde er Chef der Sparte. 2007 schuf E.ON extra für Teyssen einen neuen Vorstandsposten im Konzern: Teyssen wurde Chief Operating Officer (COO), angeblich um eine Abwerbung durch den Konkurrenten RWE zu verhindern. 2008 trat Teyssen als Stellvertreter an die Seite Bernotats.
Als E.ON-Chef muss Teyssen nun weiter am einheitlichen Energiekonzern schmieden: Sein Vorgänger Bernotat kaufte europaweit Unternehmensteile zu, die nun in das Unternehmen integriert werden müssen. Dieser Konzern machte im vergangenen Jahr 86 Milliarden Euro Umsatz und hatte 93.500 Beschäftigte.
Im Zuge der Integration muss Teyssen, der mit einer US-Bürgerin verheiratet ist und vier Kinder hat, auch abspecken: Die deutschen genauso wie die europäischen Wettbewerbshüter haben die Macht des E.ON-Konzerns kritisiert und ihm eine Verschlankung verordnet. Die Stadtwerke-Tochter Thüga wechselt nun angeblich für drei Milliarden Euro den Besitzer, weitere Aktivitäten sollen folgen. Außerdem muss E.ON einen Teil seines Übertragungsnetzes verkaufen, und auch die Gastochter E.ON-Ruhrgas ist im Visier der Kartellbehörden.
Teyssen stehen damit harte Zeiten bevor. Denn er muss sich auch mit Verbraucherschützern und Klimaschützern auseinandersetzen, und er wird weiter gegen den Atomausstieg Lobbyarbeit machen. Dafür muss der neue E.ON-Chef sein Auftreten radikal verändern: Arbeitete er bislang im Hintergrund und überließ Bernotat die Repräsentation nach außen, muss nun auch er ins Rampenlicht: nach Berlin, nach Brüssel und in die Medien.
Das dürfte ihm keine großen Probleme bereiten: Er gilt als begnadeter Redner, der seine Manuskripte selbst schreibt und oft genug auch ganz ohne Vorlage vors Publikum tritt. Für markige Sprüche ist er bekannt - ausgehen dürften die ihm nicht: Seine Zitate nehme er aus Asterix-Heften, verriet er einst: "Da steckt viel Weisheit drin, und es ist hinreichend komisch."
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