Neuer Chef bei RWE: Peter Terium kommt im Juli
Stand: 24.02.2012
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Essen - Beim Essener Energiekonzern RWE steht ein Chefwechsel bevor. Der jetzige Chef Jürgen Großmann verlässt RWE mitten in den Herausforderungen der Energiewende. Sein Nachfolger wird der Niederländer Peter Terium.
Skifahren sollte man als Topmanager in Davos schon können. Wenn sich im Januar die Konzernoberen beim Weltwirtschaftsforum in dem Schweizer Nobelort über den Weg laufen, steht immer ein Rennen auf dem Programm. Im kommenden Jahr ist auch der Niederländer Peter Terium dabei, ab 1. Juli RWE-Chef und Nachfolger von Jürgen Großmann. "Ich hab jetzt ein Jahr Zeit, Skifahren zu lernen", sagt der 48-Jährige, der sich bisher mit Joggen und Yoga fithält. Dann will er Pistengrößen wie Alexander Dibelius von Goldman Sachs ausstechen.
Der Vizechef wird Chef
Niederländer sind bekanntlich auf allen Pisten zu Hause. Und Terium ist schnell, heißt es. Zumindest beruflich. Er fackelt nicht lange bei Entscheidungen. Das hat er auch beim Energieriesen RWE mit weltweit rund 71 000 Beschäftigten schon bewiesen. Derzeit Vizechef an der Seite von Großmann, hat er die ersten Weichen gestellt. "Der Spiegel" fand heraus, dass Terium den Arbeitnehmervertretern ein Zukunftsprogramm vorgelegt hat. Darin soll es um Maßnahmen zur Abschaffung von doppelten Konzernstrukturen und um den verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien gehen.
Terium verspricht, dass er die Einsparungen in Milliardenhöhe mit den Mitarbeitern abstimmen will. "Die Menschen vor Ort wissen am besten, wie man die Arbeit effizienter machen kann." Ab Mai will der Großmann-Nachfolger stärker in Erscheinung treten. Der Wechsel an der Konzernspitze erfolge gleitend und klappe sowohl professionell als auch menschlich gut, verrät Terium. Die Zusammenarbeit mit Großmann funktioniere "wunderbar".
Kein kompletter Strategiewechsel
Wer auf einen kompletten Strategiewechsel hoffe, den müsse er enttäuschen, sagt der Niederländer. Er werde aber eigene Akzente setzen. Der Konzern benötigt wie alle anderen gezwungenen Atomaussteiger dringend Kapital für neue Projekte. Die Richtung hat schon Großmann aufgezeigt. Die Gespräche für eine Zusammenarbeit auf Kraftwerksebene mit dem russischen Gasriesen Gazprom waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Es gibt auch andere Optionen, um Partner für die "ziemlich große Flotte" zu suchen.
Terium bringt die Stadtwerke für größere Projekte bei erneuerbaren Energien ins Spiel. Die Stadtwerke hätten gerne grüne Energie im Portfolio, könnten solche Anlagen aber selbst nicht bauen. "Das ist die ideale Hochzeit." Zudem dreht sich vieles um Windräder auf See. Dort will RWE am meisten investieren. Doch die Konzerntochter Innogy muss Rückschläge verdauen. Die Windfelder können nur zögerlich ans Netz angeschlossen werden. "Ist es ein gutes Geschäft? Noch nicht. Wird es ein gutes Geschäft? Ja", sagt Terium dazu.
Kein Gegenstück zum "Atom-Dino"
Da neue Atom-Meiler vorerst nicht anstehen, ist außerhalb der erneuerbaren Energien nur noch mit der Fertigstellung laufender fossiler Kraftwerksprojekte zu rechnen. In Hamm wird ein Kohlekraftwerk fertiggebaut. In niederländischen Eemshaven gegenüber von Emden läuft ein ähnliches Projekt. Das will RWE zum Teil mit Biomasse befeuern. Die Holzpellets kommen aus der eigenen Fabrik in Georgia in den USA. So will RWE alte und neue Energien zusammenführen.
Ein Gegenstück zum "Atom-Dino" Großmann, der sich stets mit aller Kraft und Wortgewalt für die Kernkraft einsetzt, ist Terium nicht. Will oder kann er auch nicht sein. RWE habe ihn nicht als Überzeugungstäter gegen die Atomkraft eingestellt, sagt er.
Energiewende ist Mammutaufgabe
Unterschiede zwischen den beiden Managern gibt es aber schon: "Uns unterscheiden 23 Zentimeter und 73 Kilogramm", sagt Terium mit einem Augenzwinkern. Es ist offensichtlich, dass er, was körperliche Ausmaße angeht, nicht an seinen über zwei Meter großen Vorgänger heranreicht. "Jürgen Großmann ist ein Unikat, was nicht heißen soll, dass ich ein Durchschnittscharakter bin. Während er vorweg geht und das Unternehmen gerne ins Schlepptau nimmt, bin ich mehr ein Teamplayer." Und er werde wohl auch "kein Ruhrbaron", sagt Terium. Seinen Lebensmittelpunkt hat er aber schon im Ruhrgebiet.
Ob die Energiewende richtig war oder nicht, will Terium gar nicht erst beurteilen. So etwas in die Wege zu leiten, sei Sache der Politik gewesen. Jetzt müsse eine ganze Menge gleichzeitig und rechtzeitig passieren. "Bitte machen Sie sich klar, welche Mammutaufgabe wir da vor uns haben", sagt er und vergleicht die Energiewende mit der ersten Landung auf dem Mond.