Neuer Betreiber, alte Probleme - Asse ringt um Vertrauen
Stand: 13.01.2009
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Hannover - Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) steht als neuer Betreiber des umstrittenen Atommülllagers Asse in Niedersachsen nur wenige Tage nach Beginn seiner Zuständigkeit schon gehörig unter Druck. Kaum war das Management für das ehemalige Salzbergwerk zum Jahresbeginn vom Helmholtz-Zentrum in München auf das BfS übergegangen, meldeten sich Bürgerinitiativen und die Politik zu Wort. "Klarheit und absolute Transparenz" vom BfS forderte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), in dessen Ressort die Verantwortung für das einsturzgefährdete Atommülllager nun liegt.
Auch Gabriel, in dessen Wolfenbütteler Wahlkreis die Asse liegt, kann sich Pannen wie in der Vergangenheit im Superwahljahr 2009 nicht erlauben. Deswegen will er genau wie sein niedersächsischer Kollege Hans-Heinrich Sander (FDP) so schnell wie möglich Klarheit über ein Schließungskonzept für das alte Bergwerk mit 125.000 eingelagerten Fässern mit radioaktivem Abfall.
Doch bevor sich das BfS damit beschäftigen kann, musste es sich zunächst mit Altlasten beschäftigen. Erste Maßnahme war die Eröffnung eines Informationszentrums auf dem Asse-Gelände. Dort können sich Bürger über die Probleme der maroden Deponie informieren. "Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen", sagte BfS-Präsident Wolfram König, der auch beim dringend notwendigen Abtransport von Salzlösungen immer wieder mit Misstrauen konfrontiert wird. "Die Leute denken doch immer noch, dass wir radioaktiven Atommüll wegschaffen wollen", klagte König über die bevorstehende Wiederaufnahme der Laugen-Transporte in das Bergwerk Mariaglück in Höfer (Kreis Celle).
Dabei wird die Salzlösung, die durch täglich einsickernde 12 000 Kubikmeter Wasser entsteht, abgefangen, bevor sie auf kontaminierte Abfälle treffen kann. Dennoch gibt es Vorbehalte bei den Abtransporten, die im vergangenen Sommer nach zahlreichen Pannen zunächst gestoppt wurden.
"Ich sehe das mit gemischten Gefühlen", sagte Höfers Bürgermeister Michael Cruse (SPD). "Das Misstrauen, dass Werte doch nicht eingehalten werden, wird immer da bleiben." Immerhin hat sich der Betreiberwechsel in seinen Augen schon gelohnt. "Es ist immer jemand ansprechbar. Das war vorher anders. Die Behandlung der Thematik wird besser werden", urteilte Cruse über das Bundesamt.
Dennoch ermahnte der Landrat des Kreises Wolfenbüttel, Jörg Röhmann (SPD), die Verantwortlichen, vor lauter Öffentlichkeitsarbeit die dringenden Probleme nicht zu vergessen. "Das Misstrauen der Bevölkerung und des Kreises ist natürlich nicht dadurch beseitigt, dass da eine Informationsstelle eingerichtet wurde", sagte Röhmann, der der Begleitgruppe Asse angehört, die die Interessen der Region bei der geplanten Schließung wahren soll.
Genau wie die Kreistagsabgeordnete Heike Wiegel (SPD) forderte er schnell wissenschaftliche Erkenntnisse zu Plänen, was mit dem Müll in den Tiefen der Asse geschehen soll. Wiegel, ebenfalls Mitglied der Begleitgruppe und Gründerin der Bürgerinitiative "AufpASSEn", wünscht sich die ergebnisoffene Vorlage mehrerer Schließungskonzepte. "Was uns ein bisschen überrascht hat, ist, dass dieses Infozentrum aus dem Boden gestampft wurde und andere Dinge, die man auch schon in die Wege hätte leiten können, ruhen ein bisschen oder ziehen sich länger hin", kritisierte Wiegel.
Damit soll nun Schluss sein. "Wir haben dem Betreiber auferlegt, dass er innerhalb der nächsten zwei Monate ein Verfahren vorstellt, wie man die Rückholbarkeit organisieren will", sagte Röhmann und setzt das BfS damit wieder unter Druck. BfS-Präsident König will jedoch keine Versprechen machen: "Ich werde Ihnen nicht sagen können, bis wann wir etwas erreichen können. Es geht uns in erster Linie um Seriosität."