Neue Standards für Energieeffizienz in der EU verabschiedet
Stand: 22.07.2009
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP
Brüssel - Fernseher und Kühlschränke sollen in Zukunft deutlich weniger Strom schlucken. Zusammen mit neuen Vorgaben auch für Industriemotoren und Umwälzpumpen könnten in der EU von 2020 an jährlich 190 Terawattstunden Strom eingespart werden, erklärte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel. Diese Strommenge entspreche dem Verbrauch von Österreich und Schweden zusammen. Die neuen Vorschriften treten schrittweise ab Anfang 2010 in Kraft.
Jeder Fernseher soll demnach ab 20. August 2010 höchstens soviel Strom verbrauchen, wie heute der Durchschnitt benötige. Ab 1. April 2012 müsse die Energieeffizienz 20 Prozent über dem heutigen Durchschnitt liegen. Die Vorgaben für einzelne Modelle hängen von der Bildschirmgröße ab. Bereits im Januar 2010 und im August 2011 sollen Vorgaben für den Stromverbrauch im Standby-Betrieb und bei ausgeschaltetem Gerät in Kraft treten.
Für Kühl- und Gefrierkombinationen gelten neue Verbrauchsgrenzen ab Juli 2010, sie werden in den kommenden vier Jahren zweimal herabgesetzt. Dies führe dazu, dass Geräte der heutigen Energieklassen "B" bis "G" und zuletzt auch die Klasse "A" vom Markt verschwänden. Übrig blieben nur Geräte, deren Verbrauch heute mit dem Siegel "A+" oder besser angegeben ist.
Auch Umwälzpumpen für Heizungen und Heißwasseranlagen müssen sparsamer arbeiten. Die Vorgaben würden "eine Marktverschiebung zu hocheffizienten 'intelligenten' Umwälzpumpen herbeiführen, die ihre Leistung an den jeweiligen Bedarf der Heizungsanlage anpassen", erklärte die Kommission.
Das mit 135 Terawattstunden pro Jahr größte Sparpotential bietet nach Kommissionsangaben die Verordnung über Elektromotoren, die die meisten der in der Industrie verwendeten Motoren betreffe, beispielsweise in Aufzügen. Hier fördere die Verordnung unter anderem den Einsatz von "drehzahlsteuerbaren Antrieben". Sie ermöglichten, Motoren nicht ständig mit maximaler Leistung, sondern nach ihrem tatsächlichen Bedarf zu betreiben.
Energiekommissar Andris Piebalgs nannte die Vorgaben einen "Meilenstein bei der Verwirklichung unserer Ziele hinsichtlich Energieeffizienz, Klimawandel und Wirtschaftsaufschwung". Der Europaparlamentarier Peter Liese (CDU) hob erhebliche Einsparmöglichkeiten "ohne Komfortverlust für den Verbraucher" hervor. Die Umweltschutzorganisation BUND kritisierte in Berlin, dass die EU keinen Ansatz gewählt habe, bei dem "das derzeit beste Gerät auf dem Markt den Standard für die nächsten Jahre setzt". Allerdings seien die neuen Vorschriften "auf jeden Fall eine Verbesserung", sagte BUND-Energieexperte Christian Noll.
Die jetzt verabschiedeten Vorgaben wurden vom Europaparlament und den Mitgliedstaaten bereits gebilligt. Sie führen die Ökodesign-Richtlinie von 2005 aus. "Ökodesign" bezeichnet die umweltgerechte Gestaltung von Produkten, wobei alle Wirkungen auf die Umwelt unter die Lupe genommen werden, angefangen bei der Herstellung über den Gebrauch bis zur Entsorgung. Bereits Anfang des Jahres wurden Vorschriften für Beleuchtungen angenommen. Danach müssen die klassischen Glühbirnen ab September aus den Läden verschwinden.