Netzausbau bringt Branche ins Grübeln: Netzgesellschaft muss her
Stand: 21.02.2012
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Düsseldorf - Investitionen in Milliardenhöhe und ein Berg von Anfragen: Der Anschluss von Offshore-Windparks überfordert die Übertragungsnetzbetreiber. Eine eigenständige Gesellschaft soll deshalb die Verkabelung von Offshore-Anlagen unternehmensübergreifend bündeln.
"Die Errichtung von Anschlussleitungen für Offshore-Windparks lässt sich nicht in der bisherigen Form aufrechterhalten", sagte Lex Hartman, Mitglied der Geschäftsführung beim Netzbetreiber Tennet TSO, der früheren E.ON-Übertragungsnetz-Tochter, dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). "Es gibt einen Tsunami von Anfragen, die wir unmöglich alle gleichzeitig abarbeiten können".
Eigene Gesellschaft soll es richten
Hartman will die Herstellung von Offshore-Anschlüssen unternehmensübergreifend an eine eigene Gesellschaft auslagern. Ein entsprechendes Konzept hat Tennet dem Bericht zufolge dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Bundesumweltministerium und der Bundesnetzagentur vorgelegt.
Die Übertragungsnetzbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, die Windparks auf hoher See in ihrem jeweiligen Netzbereich ans Stromnetz an Land anzubinden. Die Netzanbindung erfordert je Windpark oft Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe.
Bei den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern Amprion, Tennet, 50Hertz und EnBW grenzen nur die Versorgungsgebiete von Tennet und 50Hertz an Nord- und Ostsee. Die beiden Unternehmen kommen mit dem Anschluss der Offshore-Parks an die Grenzen ihrer Kapitalkraft.
"Tennet in Deutschland hat einen Wert von einer Milliarde Euro. Wir haben aktuell Investitionsentscheidungen über 5,5 Milliarden getroffen. Es werden voraussichtlich mindestens weitere 15 Milliarden Euro auf uns zukommen. Dieser riesige Kapitalbedarf ist kaum mehr zu bewältigen, sagte Hartman der Zeitung.
Machnig plädiert für Deutsche Netz AG
Thüringens Wirtschaftsminister Matthias Machnig unterstützt den Vorstoß des Stromnetzbetreibers Tennet, eine Gleichstrom-Netzgesellschaft zu gründen, die aus den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern bestehen soll.
"Der mit der Energiewende notwendig gewordene Netzausbau in Deutschland erfordert handlungsfähige Akteure und ein koordiniertes Vorgehen", sagte der SPD-Politiker am Dienstag in Erfurt. Bei der derzeit zersplitterten Netzbetreiberstruktur sei es allerdings schwierig, diese Investitionen im nötigen Umfang sicherzustellen.