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Nachtspeicherheizung: Relikt der Vergangenheit oder Zukunftstechnik?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa/tmn

Berlin - Noch vor wenigen Jahren wollte der Staat Nachtspeicherheizungen abschaffen. Inzwischen gelten sie in der Energiewende als Zukunftstechnik. Was heißt das für ihre Besitzer? Ein Überblick.

Was sind Nachtspeicherheizungen?

Diese Öfen laden sich nachts mit Strom auf, Schamottsteine speichern die Wärme und geben sie tagsüber ab. Viele Jahrzehnte lang wurde dafür Strom genutzt, der nachts günstiger war. In den 1970er und 1980er Jahren galt diese Technik als zukunftsweisend, da Kraftwerke, die nachts nicht mal eben herunterfahren können, gleichmäßiger ausgelastet sein sollten. Die Technik wurde daher vom Staat gefördert. Aber 2007 wurden die Vergünstigungen für Anlagen gestrichen, die vor dem 1. April 1999 eingebaut wurden. Dadurch stiegen die Kosten des Heizstroms.

Welche Vorteile bieten Nachtspeicherheizungen?

Diese Öfen lassen sich dezentral steuern, nennen Experten einen Vorteil. Die Bewohner sind nicht auf eine einheitlich eingestellte Vorlauftemperatur angewiesen. Da die Wärme nicht über viele Räume hinweg in Leitungen transportiert wird, sind die Verteilverluste gering. Und weil der Ofen weder Kamin, Rohre, Brenner, Kessel, Tank oder Heizungsraum benötigt, macht die Installation wenig Aufwand, was die Anschaffungskosten senkt.

Muss ich meinen Ofen nun austauschen?

Nein. Ein ab 2020 geplantes Verbot von Nachtspeicherheizungen hat der Bundestag 2013 wieder gekippt. Die Regelung war erst vier Jahre vorher aus Energiespar- und Klimaschutzgründen verfügt worden. Alle vor 1990 installierten Nachtspeicher sollten nur noch bis 2019 laufen dürfen und nach 1990 angeschlossene Geräte maximal 30 Jahre.

Aber dann kam das Umdenken. Große Energiekonzerne machten sich stark für eine Umrüstung der Nachspeicheröfen zu intelligenten, flexiblen Speichern. In Zeiten der Energiewende gibt es oft ein Überangebot, etwa bei Sonnenschein von den Solaranlagen oder bei starkem Wind aus den Windparks. Aufgerüstet mit moderner Regeltechnik könnten die Stromheizungen überschüssigen, billigen Strom aufnehmen, hieß es.

Experten wie Matthias Wagnitz vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima sehen die Chance: "Möglicherweise können die Öfen so wieder an Bedeutung gewinnen", erklärt er. "Der Gedanke, die Öfen als Speicher für Überkapazitäten zu nutzen, war letztlich ja immer schon da."

Wie soll das technisch funktionieren?

Mit Hilfe von intelligenten, digitalen Stromzählern können Verbraucher eines Tages auch am Tag unterschiedliche Stromtarife beziehen. Der Preis variiert, je nachdem wie viel Strom gerade ins Netz eingespeist wird. Bei den neuen Tarifen könnte der Preis sinken, wenn die Strommenge im Netz hoch ist. Der Zähler im Haus registriert das. Intelligente Haustechnik komplettiert das Ganze - sie erkennt wiederum, wenn der Strom günstig ist und lädt die Heizung auf.

Das Problem derzeit ist: "Nach meiner Beobachtung lassen sich die Öfen derzeit meist nur in einem bestimmten Zeitfenster anschalten", erklärt Wagnitz. Etwa nachts. Es gibt aber noch nicht die Möglichkeit, ihnen Signale zukommen zu lassen, dass sie zu einem spontanen Zeitpunkt, egal wann am Tag, anspringen, wenn das Stromnetz besser ausgelastet werden muss. Die dafür notwendige Technik der Stromversorger ist noch im Teststadium.

Ginge das denn mit meinem alten Nachtspeicherofen zu Hause?

Die alten Geräte sind meist nicht regelbar, sagt Birgit Holfert vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Sie könnten in der Zukunft nicht so aus der Ferne gesteuert werden, wie es für die Speicherung von Solar- und Windstrom benötigt wird. Und daher könnten sie auch nicht auf starke Schwankungen im Stromnetz reagieren. Allerdings merken Branchenexperten an, dass ältere Geräte nachrüstbar sind - das sei aber "extrem teuer", schränkt Wagnitz ein. Und es gibt auch noch ein infrastrukturelles Problem: Die Verteilung der großen Strommengen auf die wenigen in Betrieb befindlichen Geräte und der damit verbundene Aufwand wären laut Holfert gar nicht sinnvoll umsetzbar.

"Ich bewerte die Technik daher als nicht zukunftsfähig", sagt Holfert. "Sie ist ein Relikt aus einer anderen Zeit, in der die Energieversorgung ganz anders aufgestellt war." Auch Experte Wagnitz empfiehlt grundsätzlich die Umrüstung. "Das ist finanziell für den Nutzer besser und für die Umwelt auch."

Was ist die Alternative?

"Den stabilisierenden Effekt, Überschussstrom aus dem Netz aufzunehmen, kann man mit Wärmepumpen und Wärmespeicher auch haben", erklärt Wagnitz. "Ich kann dann aber dreimal so viele Nutzer versorgen." Er sieht es als möglich an, neue Wärmepumpen eines Tages so umzurüsten, dass sie Stromüberschüsse so aufnehmen können wie von der Branche erdacht. Wer etwas ganz anderes will, hat das Problem, dass die Öfen ohne Rohre und sonstige Installationen auskommen. Das heißt: Für wasserführende Systeme muss umgebaut werden. "Es ist ein Aufwand, klar - aber die Belastung ist überschaubar", findet der Heizungsexperte Wagnitz.

Was ist mit den neueren Nachtspeicherheizungen?

Wer einen wirklich alten Ofen hat, kann mit der Umrüstung auf ein neues Modell noch Stromersparnisse erzielen. Denn sie sind laut Wagnitz besser regelbar, verbrauchen also weniger. Der Besitzer selbst kann diese zum Beispiel so programmieren, dass sie auf den Wetterbericht reagieren. Und sie können bereits für bis zu 72 Stunden Strom einlagern.

Wie kann ich mit meinem alten Ofen noch Kosten sparen?

Wer den Aufwand scheut, sollte sich zumindest nach dem günstigsten Anbieter umschauen. In vielen Regionen können Verbraucher mittlerweile aus einer zweistelligen Anzahl von Heizstromanbietern auswählen - in der Spitze sind es je nach Art der Wärmeerzeugung und des Stromzählers bis zu 40. Das hat das Vergleichsportal Verivox ermittelt (Stand Mitte Mai). Im Durchschnitt bieten je Postleitzahlgebiet aktuell 16 Versorger 23 Tarife für Speicherheizungen an.

Ein Musterhaushalt mit Nachtspeicherheizung und einem Verbrauch von 12 000 Kilowattstunden bezahlte im Mai beim örtlichen Grundversorger aktuell durchschnittlich 2395 Euro pro Jahr. Der Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann die Haushaltskasse im Schnitt um 307 Euro entlasten. Zum Vergleich: Eine Wärmepumpe in diesem Haushalt benötigt durchschnittlich 7500 Kilowattstunden, beim Grundversorger kostet das im Bundesdurchschnitt 1694 Euro.

Bildnachweis: © RTimages/Thinkstock/iStock