Nach Castor-Genehmigung: Neuer Schwung für AKW-Abbau?
Stand: 05.09.2014
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Berlin. Nachdem das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) grünes Licht für einen neuen Castor-Behälter gegeben hat, wächst die Hoffnung auf eine neue Dynamik im AKW-Abbau.
"Nachdem der Antragsteller Ende Juli die letzten notwendigen Antragsunterlagen eingereicht hatte, stand einer zügigen Genehmigung nichts mehr im Wege", sagte BfS-Sprecher Florian Emrich am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Dabei geht es um den Castor-Typ V52 für deutsche Siedewasserreaktoren, der aufgrund veränderter Anforderungen der Internationalen Atomenergiebehörde modernisiert werden musste.
"Die drängen, die wollen mit dem Rückbau beginnen"
Ohne Genehmigung hätte ein Betriebsstopp beim Atomkraftwerk Gundremmingen in Bayern gedroht. Zudem könnte sonst nicht der Brennstoff in den stillgelegten Anlagen Krümmel, Brunsbüttel und Isar I entfernt werden. "Die drängen, die wollen mit dem Rückbau beginnen", sagte der Geschäftsführer der für die Castor-Fertigung zuständigen Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), Hannes Wimmer, der dpa. "Gundremmingen braucht den V/52 als erstes. Sonst muss die Anlage abgeschaltet werden, weil die Lagerbecken dann voll sind mit abgebrannten Brennelementen", betonte Wimmer. In der Mülheimer GNS-Anlage werden bis zu 80 Behälter im Jahr fertiggestellt.
Bis 2031 soll ein Endlager in Deutschland gefunden sein
Insgesamt erfordert der Atomausstieg eine hohe Menge an Castor-Behältern, um den Brennstoff zunächst in Zwischenlagern "zu parken". Ein Endlager gibt es bisher nicht, bis 2031 soll eines in Deutschland gefunden sein. Die Zeit drängt, da Zwischenlager und Castor-Behälter nur für 40 Jahre genehmigt sind. 2011 waren acht Anlagen stillgelegt worden, neun weitere werden bis 2022 schrittweise abgeschaltet. "Bis zur Brennstofffreiheit aller deutschen Anlagen werden noch gut 220 Castor-Behälter für Siedewasserreaktoren und rund 300 Castoren für Druckwasserreaktoren gebraucht", betont Wimmer.
Nur ein "formales Problem" bei den 44 Behältern vom Typ V19
Ein anderes, auch am Freitag bekannt gewordenes Problem ist laut GNS nicht gravierend. Dabei geht es um 44 Castor-Behälter vom Typ V19 für Druckwasserreaktoren. Sie dürfen wegen möglicher Prüffehler vorerst nicht benutzt werden, allerdings sind vier Behälter bereits mit hoch radioaktivem Abfällen beladen. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat die Benutzung untersagt, weil es Bedenken bei den Haltevorrichtungen (Tragstutzen) für das Anheben mit einem Kran gibt. Einen entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigte die GNS. "Es gibt aber nur ein formales Problem", sagte Sprecher Michael Köbl. "Beanstandet wurde die Durchführung der Ultraschall-Prüfungen der Tragzapfen-Halbzeuge."
Die Tragevorrichtungen müssen viel aushalten - ein Castor-Behälter wiegt rund 100 Tonnen. "Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass es Materialfehler gibt", so Köbl. Die schon beladenen Castor-Behälter stehen im Zwischenlager des niedersächsischen AKW Unterweser. Sobald sie wieder bewegt werden, sollen die Tragstutzen ausgetauscht werden. 13 der 44 Behälter seien ohnehin noch nicht ausgeliefert worden.