MVV fordert nach Preisturbulenzen Gesetzesänderungen
Stand: 11.01.2002
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(dn/dpa) Die Mannheimer MVV Energie AG fordert nach den extremen Preisturbulenzen am Strommarkt gesetzliche Konsequenzen. MVV-Chef Roland Hartung äußerte am Donnerstag in Mannheim die Vermutung, daß die Schwankungen auf Manipulationen beruhen könnten. Die Bundesregierung müsse für größere Transparenz auf dem Markt sorgen, sagte der Chef des siebtgrößten deutschen Stromversorgers. Ein Sprecher des Karlsruher Energiekonzerns EnBW bewertete Hartungs Aussage dagegen als "Verschwörungstheorie" und "baren Unfug".
Am 18. Dezember war der Preis an der Leipziger Strombörse um rund das Vierzigfache auf 99,8 Cent (1,95 DM) pro Kilowattstunde explodiert und danach wieder gefallen. Die Durchschnittspreise im Laufe des vergangenen Jahres bewegten sich zwischen 2,5 und 4 Cent. "Eine derartige Preissteigerung ist ökonomisch nicht zu erklären", sagte Hartung. "Das ist für uns ein Menetekel." Alle anderen Erklärungsversuche der Stromkonzerne seien "Nebelbomben". Die dominante Stellung der großen Verbundunternehmen berge Risiken. Allein RWE und E.ON produzierten 60 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms.
Fehlende Transparenz sei ein gravierender Mangel des deutschen Stromhandels. Fundamentale Daten über die Auslastung des Stromnetzes, die aktuelle Stromnachfrage, Verfügbarkeit der Kraftwerke, Import und Export von Strom stünden nur den großen Verbundunternehmen zur Verfügung, nicht jedoch den kleineren Marktteilnehmern. Die Bundesregierung müsse durch eine Gesetzesänderung sicher stellen, daß diese Daten allen Marktteilnehmern zugänglich seien, forderte Hartung.
"Das ist einfach das Marktgeschehen", sagte dagegen der Sprecher der Energie Baden-Württemberg (EnBW). "Steigender Verbrauch bedeutet steigende Preise." Zu dem betreffenden Zeitpunkt sei es sehr plötzlich sehr kalt geworden.