Neukirchen (dpa/lno) - Können in Windparks in der Nordsee in
einigen Jahren für den Fang von Miesmuscheln genutzt werden? "Wir
wollen alles dafür tun, dass das durch Versuche geprüft wird", sagte
der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft für Muschelzüchter Peter
Ewaldsen aus Neukirchen (Kreis Nordfriesland), am Montag in einem
Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Ein erster Schritt:
Zur offiziellen Eröffnung der Fangsaison an diesem Freitag (9.) in
Dagebüll (Kreis Nordfriesland) hat Ewaldsen zwei Wissenschaftler als
Referenten zu diesem Thema eingeladen.
Beispiele für die Muschelzucht etwa in Hängekulturen gebe es
anderswo schon. So würden in Spanien heute bereits 250 000 Tonnen
Muscheln auf diese Weise in Küstennähe gezüchtet: "Jetzt muss
erforscht werden, ob solche Synergie-Effekte zwischen
Windenergie und
Muschelfang möglich sind."
Die Nordsee biete zwar andere, aber ebenfalls gute Bedingungen,
meint Ewaldsen. Das habe sich in Ostfriesland gezeigt, wo es bereits
erfolgreiche Versuche mit Hängekulturen gebe. Peter Ewaldsen: "Was
noch fehlt, ist die Verbindung zur Wirtschaft". Die habe er jetzt mit
Kontakten zu den Planern eines Projektes vor der Insel Sylt (Kreis
Nordfriesland) geknüpft. Dort sollen von einer Forschungsplattform
aus von 2003 an die Auswirkungen der
Windkraftanlagen unter anderem
auf die Meeresumwelt, auf Vögel und die Schifffahrt untersucht
werden. "Ich will dafür sorgen, dass Meeresbiologen dabei auch die
Muschelfischerei berücksichtigen", kündigte der Fischerei-Vertreter
an.
Für die schleswig-holsteinischen Muschelfischer könnten sich diese
Überlegungen nach seiner Auffassung als ein Weg der Daseinsvorsorge
erweisen. Denn erstens sei ihre Wirtschaftsform im Wattenmeer grossen
natürlichen Schwankungen unterworfen: Die Züchter sind abhängig vom
so genannten Brutfall bei den Muscheln, wird dieser Muschelnachwuchs
doch auf Kulturen ausgebracht und wächst erst dort zu verzehrfähiger
Grösse heran. Gleichzeitig seien die nordfriesischen Muschellarven die
qualitativ hochwertigsten auf dem Markt: "An die wollen wir ran." -
Zweitens beschränke der Vertrag mit der Landesregierung die
Kulturflächen sukzessive von ehemals 3200 auf 2000 Hektar. Ewaldsen:
"Da ist es naheliegend, dass wir nach neuen Wegen der Produktion aus
dem Meer heraus suchen." Die Landesregierung ist Vergabestelle der
Lizenzen für den Muschelfang: Linzeninhaber sind acht Kutter, die
Kulturen liegen in erster Linie zwischen den Inseln Föhr, Amrum und
Sylt.