Berlin - Vom 30. Oktober bis 1. November wollen Experten aus dem In- und Ausland auf Einladung von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) über die sichere Endlagerung von radioaktiven Abfällen diskutieren. Derzeit gibt es in Deutschland mit Morsleben nur ein Atommüllendlager. Das ehemalige Erzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter soll ab 2013 als Endlager für schwach und mittel radioaktive Abfälle dienen. Im Gespräch sind verschiedene Endlager-Varianten.
Gorleben
Der Salzstock bei Gorleben im Wendland wird seit Ende der 1970er Jahre auf seine Eignung als
Endlager für hoch radioaktiven Atommüll untersucht. Einige Geologen bezweifeln die Tauglichkeit, weil ein Deckgebirge fehle und der Salzstock Kontakt zum Grundwasser habe. Im Rahmen ihres Atomabkommens mit der Stromwirtschaft ließ die rot-grüne Bundesregierung die Arbeiten in Gorleben im Jahr 2000 unterbrechen, das Moratorium gilt bis längstens 2010. Atomwirtschaft und Union drängen jedoch auf eine zügige Fortsetzung der Untersuchungen. In unmittelbarer Nähe werden zwei Zwischenlager für Atommüll betrieben - dort lagern bislang unter anderem 80 Castorbehälter mit stark strahlenden Abfällen.
Asse
In dem stillgelegten Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel gibt es seit 1967 ein «Versuchsendlager». Bis 1978 wurden dort rund 125 000 Fässer mit schwach und rund 1300 Fässer mit mittel radioaktivem Atommüll eingelagert. Darunter sind auch mehrere Kilogramm Plutonium. Aus unbekannter Quelle dringt Salzlauge in das Bergwerk, ein Teil davon ist radioaktiv verstrahlt. Umweltschützer warnen vor einem Absaufen der Grube, auch nach offiziellen Angaben ist die Standsicherheit nur noch kurze Zeit gewährleistet. Ab dem 1. Januar soll das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) das Atommülllager Asse betreiben und seine sichere Schließung organisieren.
Schacht Konrad
Das Land Niedersachsen hat den Umbau des ehemaligen Erzbergwerks Konrad bei Salzgitter zum Atommüll-Endlager genehmigt, die Umrüstung hat inzwischen begonnen. Bereits 2002 hatte die Landesregierung die Einlagerung von bis zu 303000 Kubikmetern schwach und mittel
radioaktiven Abfällen aus Atomkraftwerken, Forschungsinstituten, Krankenhäusern und der Industrie erlaubt. Die Einlagerung soll 2013 beginnen und mindestens 30 Jahre dauern. Betreiber von Schacht Konrad ist ebenfalls das BfS. Beim Bundesverfassungsgericht ist noch eine Beschwerde gegen die Genehmigung anhängig.
Morsleben
Morsleben in Sachsen-Anhalt nahe der niedersächsischen Landesgrenze war das Endlager der DDR. Mit deren Beitritt ging es 1990 in den Besitz des Bundes über. In dem Salzstock lagern rund 400 000 Kubikmeter schwach und mittel radioaktiver Atommüll. 1998 verhängte das Oberverwaltungsgericht Magdeburg einen Einlagerungsstopp. Derzeit läuft das Verfahren zur endgültigen Stilllegung. Das Endlager gilt als einsturzgefährdet, seit im Herbst 2001 ein tonnenschwerer Salzbrocken von einer Zwischendecke herabfiel. Der Betreiber BfS lässt die Hohlräume derzeit mit zermahlenem Salzgestein füllen. Die Sanierung kostet mehr als zwei Milliarden Euro.