Mitglieder des BDEW investieren 60 Milliarden Euro in Kraftwerksbau
Stand: 23.04.2012
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Hannover - Die Mitglieder des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wollen 60 Milliarden Euro in den Bau und die Modernisierung von 84 Stromkraftwerken investieren. Die Zahlen legte der Verband zu Beginn der Hannover Messe vor. Auch Offshore-Windparks und Pumpspeicherkraftwerke sind geplant.
Es handelt sich dabei um Anlagen mit mehr als 20 Megawatt Leistung, die bereits im Probebetrieb, im Bau, genehmigt, im Genehmigungsverfahren oder in Planung sind. "Trotz der bekannten Risiken geht die Energiewirtschaft insbesondere beim Ausbau großer erneuerbarer Anlagen mit erheblichem Investitionsoptimismus voran. Das verstärkte Engagement unter anderem bei Offshore-Anlagen und Pumpspeicherwerken ist ein positives Signal, dass die Branche in die Energieversorgung der Zukunft investiert. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei den Plänen für erneuerbare Anlagen ebenso Hindernisse gibt wie bei Kohle- und Gaskraftwerken. Einige konventionelle Planungen scheinen auf Eis zu liegen", erklärte Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Die Projekte entsprechen nach BDEW-Angaben einer installierten Leistung von rund 42.000 Megawatt und einem Investitionsvolumen von mehr als 60 Milliarden Euro. Von den 84 Projekten sind 69 Anlagen mindestens im Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen weitere 15 Projekte, die noch in der Planung sind. All diese Bauvorhaben zusammen werden von Stadtwerken, großen Energieversorgern, verschiedensten Verbünden und privaten Investoren durchgeführt. Darüber hinaus gibt es eine Fülle von kleinen, dezentralen Projekten, die insbesondere von den Stadtwerken umgesetzt werden und die in dieser Liste nicht erfasst sind.
Optimistische Investitionen in erneuerbare Energien
Die Unternehmensplanungen sehen allein den Bau von 23 großen Offshore-Windenergieanlagen und 10 Pumpspeicherkraftwerken vor. "Eine Vielzahl der Offshore-Projekte hat sich konkretisiert. Daher ist hier ein ebenso erfreulich starker Zuwachs erkennbar wie bei neuen Pumpspeichern. Aber auch bei diesen erneuerbaren Projekten gibt es ähnlich wie bei konventionellen Bauvorhaben Probleme und Unsicherheiten bei der Realisierung, die ja aktuell hinreichend diskutiert werden", so Müller.
Insgesamt sind nach BDEW-Angaben 29 Gaskraftwerke geplant. "Hier sind zwar einige Projekte bereits genehmigt, jedoch steht die konkrete Investitionsentscheidung offenbar noch aus, weil die Unternehmen die Wirtschaftlichkeit prüfen. Die langfristige Amortisation von diesen Investitionen bei absehbar abnehmenden Benutzungsstunden macht die Risikobetrachtung schwierig", erklärte Hildegard Müller. Aus der Consentec-Studie des BDEW geht hervor, dass konventionelle Kraftwerke im Jahr 2020 durchschnittlich 40 Prozent weniger in Betrieb sein werden. Rechtsunsicherheit sei darüber hinaus ein großes Thema für die 17 geplanten Kohlekraftwerke. Müller: "Trotz vollständig oder teilweise genehmigter Projekte sind bei vielen Bauten von Kohlekraftwerken noch Klagen gegen die Genehmigung anhängig."
Fehlende Kernkraft kompensieren
"Die Kraftwerksliste ist die optimistische Betrachtung der Investitionsentwicklungen. Sie zeigt, dass genügend Projekte in der Pipeline sind, um die abgehende Kernenergie zu ersetzen und als Backup für Erneuerbare Energien zu fungieren", sagte Müller. Von den insgesamt 84 Bauprojekten seien 15 aber noch in der Planung. "Ich gehe davon aus, dass diese Projekte noch in Wartestellung sind, vermutlich insbesondere aus Gründen der künftigen Wirtschaftlichkeit und Unsicherheiten bezüglich der Rahmenbedingungen", so Hildegard Müller. Es bestehe auch die Gefahr, dass es gerade bei wenig rentablen Anlagen zu zusätzlichen Marktaustritten von Kraftwerken komme.
"Die entstehende Lücke kann teilweise durch Retrofit-Maßnahmen und Flexibilisierung von Bestandsanlagen geschlossen werden. Aber es sind auch zahlreiche Neubauten notwendig. Jedoch ist bei vielen Anlagen im Bestand und beim Neubau die Wirtschaftlichkeit nicht geklärt. Die Politik muss sich allerdings mit Fragen des künftigen Marktdesigns auseinandersetzen, um bis spätestens 2015 Rahmenbedingungen für den eventuellen Bau von neuen Kraftwerkskapazitäten bis zum Jahr 2020 geklärt zu haben", betonte Müller.