Mieterbund: 2009 drohen Heizkosten-Nachzahlungen von 30 Prozent
Stand: 29.12.2008
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Berlin - Mietern drohen nach Angaben des Deutschen Mieterbundes im Frühjahr 2009 saftige Heizkosten-Nachzahlungen von durchschnittlich 30 Prozent. "2008 war das Jahr der explodierenden Energiepreise", sagte Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Heizöl sei im Durchschnitt um etwa 30 Prozent und Gas etwa 20 Prozent teurer geworden als im Vorjahr. Dem müsse nicht nur mit erhöhten Heiz-Zuschüssen zum Wohngeld oder Energieeinsparmaßnahmen entgegengetreten werden, sondern auch mit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums.
Rips nannte den Rückgang des Wohnungs-Neubaus in Großstädten bei spekulativ steigenden Preisen und Mieten dramatisch. Auch darum solle es bei den Beratungen der Wohnungswirtschaft am 6. Januar im Kanzleramt zur Vorbereitung des Konjunkturpakets II der Regierung gehen. Rips wird nach eigenen Angaben an dem Treffen teilnehmen. Tags zuvor berät die Koalitionsrunde über die Pläne der Bundesregierung zur Vermeidung einer tiefen Rezession.
Nach rasanter Talfahrt in den vergangenen Jahren gehe der Neubau auch im neuen Jahr weiter auf unter 200 000 fertiggestellte Wohnungen zurück. "Davon entfallen ganze 50 000 auf Mietwohnungen, der Rest ist Eigentum", sagte Rips. "Mitte der 90er Jahre hatten wir auch schon mal gut 600 000 fertiggestellte Wohnungen eines Jahrgangs." Jetzt müssten für Ballungsgebiete gezielte Abschreibungs-Erleichterungen her, um Investoren auch für den Mietwohnungsbau zu gewinnen.
Video: So funktioniert der Gasanbieterwechsel
Zur Entwicklung der Öl- und Gaspreise im Jahr 2008 sagte Rips: "Die Zeche werden die Mieter 2009 zahlen müssen, wenn sie ihre Heizkostenabrechnung erhalten. Ich schätze, dass für eine 80 Quadratmeter große Wohnung insgesamt 1200 bis 1300 Euro an Heizkosten gezahlt werden müssen."
Nehme man andere Nebenkosten wie kommunale Gebühren, Müll und Abwasser sowie höhere Kaltmieten (plus 1,3 Prozent im Vergleich zu 2007) hinzu, werde die Wohnkostenbelastung 2009 - einschließlich für Strom - im Schnitt auf knapp 40 Prozent klettern. "Für einkommensschwächere Haushalte bedeutet diese Preisentwicklung, dass sie mehr als 50 Prozent ihres Nettoeinkommens für Wohnung und Haushaltsenergie zahlen müssen", so der Mieterbund-Präsident.
Der Preis für Heizöl sei in den vergangenen vier Jahren um 70 Prozent gestiegen. "Seit 1998 haben sich die Preise verdreifacht." Derzeit seien sie zwar nur halb so hoch wie Mitte Juli 2008, aber immer noch auf dem Niveau des Jahres 2007. "Ich erwarte, dass die Preise 2009 und in den nächsten Jahren weiter steigen werden", sagte Rips. Die Gaspreise seien in den zurückliegenden vier Jahren um knapp 60 Prozent gestiegen. Seit 2000 hätten sie sich verdoppelt. "Obwohl der Ölpreis seit Mitte August 2008 sinkt und dies aufgrund der Öl- Gaspreis-Koppelung zu sinkenden Gaspreisen führen müsste, sind bisher die Preise für Gas weiter gestiegen."
Zum ersten Quartal 2009 haben laut Rips 87 Gasversorger die Preise bereits um durchschnittlich 8,9 Prozent erhöht. Auf der anderen Seite hätten 204 Versorger Preissenkungen von im Schnitt 5,4 Prozent angekündigt. "Das reicht meines Erachtens bei weitem nicht aus." Beim Strom haben den Angaben zufolge 920 Versorger für das erste Vierteljahr 2009 Erhöhungen um im Schnitt 8,1 Prozent angekündigt. Seit dem Jahr 2000 hätten die Preise um etwa 43 Prozent angezogen.
Beim Gespräch im Kanzleramt sollten die für die Gebäudesanierung bisher jährlich eingeplanten eine Milliarde Euro und 500 Millionen Euro für das Programm zur Sanierung von Großsiedlungen auf zusammen drei Milliarden Euro verdoppelt werden, forderte Rips. Auch sollten die Heizkosten bei der Ermittlung des Wohngeldanspruchs für etwa 800 000 Berechtigte mit geringen Einkünften noch stärker berücksichtigt werden, als bisher mit der Wohngeld-Reform zum 1. Januar geplant sei.