Schwerin (dpa) - Zum Ausbau der Windkraftnutzung in Mecklenburg-Vorpommern sollen die dafür vorgesehenen Flächen um ein Drittel ausgedehnt werden. Zu den derzeit 10 000 Hektar Eignungsgebieten sollen weitere 3700 Hektar hinzukommen, wie ein Sprecher des Planungsministeriums am Donnerstag in Schwerin sagte. Die Einwohner würden in einem zweistufigen Verfahren beteiligt, das in Vorpommern bereits begonnen habe. In den anderen drei Planungsregionen Westmecklenburg, Mittleres Mecklenburg und Mecklenburgische Seenplatte stehe der Start bevor. Bis Ende 2008/Anfang 2009 sollen die Verfahren abgeschlossen sein.
Nach einem Bericht der "Schweriner Volkszeitung" (Donnerstag) gibt es bereits Widerstand. So lehne die Gemeinde Redefin (Kreis Ludwigslust) ein in unmittelbarer Nachbarschaft geplantes, 369 Hektar großes Windkraft-Gebiet ab. Die bis zu 178 Meter hohen Anlagen seien zu laut und vor den Blinklichtern gebe es kein Entkommen, wird Bürgermeisterin Roswitha Böbel zitiert. Auch für die Tierwelt und das Landgestüt in Redefin würden negative Folgen befürchtet. Der Zeitung zufolge handelt sich um eines der größten neu vorgesehenen Windkraft- Eignungsgebiete. Andere große Flächen für
Windräder sollen demnach an den Standorten Renzow (Nordwestmecklenburg, 173 Hektar), Gnoien (Kreis Güstrow, 160 Hektar) und Barkow (Kreis Parchim, 158 Hektar) ausgewiesen werden.
Planungsminister Otto Ebnet (SPD) sagte dem Blatt, wer erneuerbare
Energie wolle, müsse zur Windenergie stehen. "Man kann nicht gegen alles sein", wird der Minister zitiert. Inzwischen würden 85 Prozent der erneuerbaren Energie in Mecklenburg-Vorpommern aus
Windkraft gewonnen. Von den bisher ausgewiesenen 10 000 Hektar Eignungsflächen sind erst rund 7000 belegt, wie Ministeriumssprecher Ulrich Vetter einräumte. Bei den restlichen Flächen seien sich die Beteiligten vor Ort oft nicht einig, ob sie dort Windkraftanlagen wollen oder nicht.
Auch Arndt Müller von der Umweltorganisation BUND erklärte: "Wir müssen uns entscheiden, wollen wir Steinkohlekraftwerke oder wollen wir saubere Energien und tolerieren auch mal blinkende Lampen." Die vorgeschriebenen Mindestabstände zu Wohnhäusern seien ausreichend. Er wünsche sich allerdings bei der Ausweisung neuer Windkraftgebiete eine stärkere Berücksichtigung des Landschaftsbildes als bisher.
Die Unterlagen für die geplanten neuen Windkraftgebiete sind dem Ministeriumssprecher zufolge in den Ämtern für Raumordnung und Landesplanung in Neubrandenburg, Rostock, Greifswald und Schwerin einzusehen. Sie lägen auch in den Stadtverwaltungen der kreisfreien Städte und in den Landratsämtern und stünden im Internet auf den Seiten der Planungsverbände und des Landesplanungsministeriums. Wer sich von den Windkraftgebieten betroffen sieht, könne in dem Beteiligungsverfahren seine Meinung kundtun.