Mappus wehrt sich - einsame Entscheidung oder Marionette?
Stand: 22.06.2012
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Stuttgart - E-Mails zwischen Stefan Mappus und einem Investmentbanker ließen den Eindruck entstehen, der ehemalige Ministerpräsident sei beim EnBW-Deal stark beeinflusst worden. Mappus wehrt sich gegen die Vorwürfe. Doch die Beweise scheinen erdrückend.
Nach neuen Enthüllungen um den EnBW-Deal setzt sich Ex-Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) gegen den Vorwurf zur Wehr, er sei damals fremdgesteuert worden. Es sei "absurd", zu glauben, der Deutschlandchef der Investmentbank Morgan Stanley, Dirk Notheis, habe ihn als Marionette benutzt. "Bei der EnBW-Transaktion ging von Herrn Notheis weder die Initiative aus, noch hat er zu irgendetwas, was wir nicht wollten, gedrängt", sagte Mappus der "Pforzheimer Zeitung".
"Nullkommanull Lernfähigkeit"
Vor kurzem waren Mails von Notheis bekanntgeworden, die zeigen, wie groß der Einfluss des Bankers auf seinen Freund Mappus bei den Verhandlungen mit dem französischen Energieversorger EDF über das Milliardengeschäft war. CDU-Landeschef Thomas Strobl distanzierte sich von Mappus: "Das ist immer so eine Sache mit einsamen Entscheidungen."
Ex-Regierungschef Mappus machte Grün-Rot heftige Vorwürfe: "Um jeden Preis muss diese Transaktion schlecht gemacht werden. Nachdem die Fakten das nicht hergeben, geht man gegen Personen." Grüne und SPD sehen in Mappus' Äußerungen den "einsamen Kampf um die Ehre". "Die Beweise sind aber erdrückend", sagte der Grünen-Obmann im EnBW-Untersuchungsausschuss, Uli Sckerl. Seine SPD-Kollege Andreas Stoch fügte hinzu: "Mappus weist nullkommanull Lernfähigkeit auf."
Untersuchungsausschuss befragte weitere Zeugen
Grün-Rot hält den Preis von 4,7 Milliarden Euro für 45 Prozent an der EnBW für überteuert und hat Klage vor dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer eingereicht. Der zentrale Vorwurf gegen Notheis lautet, er habe den Kaufpreis nicht sorgfältig genug geprüft.
Der EnBW-Untersuchungsausschuss des baden-württembergischen Landtags setzt am Freitag seine Zeugenbefragung fort. Neben dem amtierenden Energieminister Franz Untersteller (Grüne) sollen auch mehrere Mitarbeiter der Investmentbank Morgan Stanley gehört werden.