Mappus beim EnBW-Deal von Banker beeinflusst?
Stand: 18.06.2012
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Stuttgart - Stefan Mappus war beim Kauf von EnBW-Anteilen anscheinend doch nicht ganz unbefangen. Das belegen E-Mails zwischen dem ehemaligen Ministerpräsident Baden-Württembergs und einem befreundeten Banker. Dieser gab Mappus ausführliche Anweisungen.
Eineinhalb Jahre nach dem Rückkauf des Energieversorgers EnBW durch das Land Baden-Württemberg gerät der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) immer stärker unter Erklärungsdruck. Laut "Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung" belegen E-Mails eine große Beeinflussung Mappus' durch seinen Freund, den Deutschland-Chef der Bank Morgan Stanley, die das Geschäft abwickelte - scheinbar bis hin zu direkten Handlungsanweisungen an den Regierungschef.
"Du wirst Anrufe von zahlreichen Banken bekommen", mailte der Investmentbanker Dirk Notheis laut "FAS" kurz vor dem Deal an Mappus. "Sie werden Dich drängen, ihnen ein Mandat zu geben. Du musst das alles ablehnen (!!) und sagen, dass Du bereits vollständig beratungstechnisch aufgestellt bist. Bitte achte darauf, dass Du das durchziehst. Das verursacht sonst erheblich Sand im Getriebe, und das kann ich jetzt nicht gebrauchen."
Anweisungen für Mappus' Medienstrategie
Der Banker gab Mappus demnach Anweisungen für eine Verhandlungs- und Medienstrategie und steuerte den Kontakt zu Anwälten. So habe er Mappus Hilfen für den Presseauftritt und Hinweise gegeben, welche Unterstützer dieser zu gewinnen habe. "Du solltest idealerweise einen renommierten Volkswirt haben, der das Ganze gut findet." Und weiter: "Es sollte jemand sein, der Dir einen Gefallen schuldet."
Die neue grün-rote Regierung hält den EnBW-Rückkauf vom französischen Staatskonzern EDF zum Preis von 4,7 Milliarden für überteuert und hat deshalb Klage vor der Internationalen Handelskammer in Paris eingereicht. Der Obmann der Grünen im EnBW-Untersuchungsausschuss des Landtags, Uli Sckerl, sieht mit den Mails die Behauptung widerlegt, Mappus sei ein Beratungsopfer: Um das Geschäft möglichst schnell abzuwickeln, habe er Notheis umfassende Vollmachten erteilt und sich von ihm abhängig gemacht. "Mappus trägt die vollständige Verantwortung, auch für einen Schaden, der dem Land entstanden ist", betonte Sckerl.