Hannover (dpa) - Die Betreiber des umstrittenen Atommülllagers Asse haben die gegenwärtigen Probleme mit dem Auslaufen radioaktiv verseuchter Lauge nach einem "Spiegel"-Bericht von Beginn an im Blick gehabt. Die Risiken des Mülldepots bei Wolfenbüttel (Niedersachsen) seien früh bekanntgewesen und bereits 1967 hätten die Betreiber gewusst, "dass für die Asse als möglicher maximaler Unfall nur das Ersaufen der Grube in Betracht kommt." Seit Jahren sammelt sich in der Asse radioaktiv belastete Salzlauge. Die Verseuchung stammt nach einer neuen Untersuchung aus den Atommüllfässern in einer Lagerkammer.
Nach Aussagen früherer Asse-Mitarbeiter wurden "in den ersten Jahren Fässer angeliefert, die zum Teil bereits durchkorrodiert waren und Flüssigkeiten verloren", so der "Spiegel". Fässer wurden "im Verlauf der Stapelung auch zerdrückt". Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und die Landesregierung haben die Asse, in die bis 1979
Atommüll eingebracht wurde, untersuchen lassen und wollen in der kommenden Woche einen Bericht vorlegen.
Von Beginn an sei das 1965 offiziell zu Forschungszwecken in dem Salzbergwerk eingerichtete Lager faktisch als
Endlager genutzt worden, schreibt der "Spiegel" weiter. Ein Rückholen der Abfälle sei nicht vorgesehen gewesen. Aus einem Brief der Asse-Betreiber von 1971 zitiert das Magazin: "Wie ihnen bekannt ist, handelt es sich bei der Einlagerung von
Kernbrennstoffen und von radioaktiven Stoffen um die endgültige Beseitigung dieser Stoffe. Die Einlagerungsmethoden erlauben es nicht, diese Stoffe wieder auszulagern."