LED-Lampen: Goldgräberstimmung lockt neue Wettbewerber an
Stand: 19.04.2012
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Frankfurt - In der Lichtbranche herrscht Goldgräberstimmung. Der Grund: Nachdem Leuchtdioden (LED) in Handydisplays und Autos bereits den Durchbruch geschafft haben, hofft die Industrie nun auch bei Lampen für Innenräume und Gebäude auf den ganz großen Wurf. Es wäre ein ertragreiches Geschäft, macht doch dieses Segment rund drei Viertel des gesamten Lichtmarktes aus. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey dürfte sich das Marktvolumen der LED-Beleuchtung bis 2020 auf 64 Milliarden Euro mehr als versechsfachen.
Auf der Fachmesse Light + Building in Frankfurt strahlen die LEDs der angestammten Lichtfirmen wie Philips oder der Siemens-Lichttochter Osram um die Wette mit den neuen Wettbewerbern aus Asien. Die LED-Technologie hat die Spielregeln im Markt geändert. Die Leuchtdioden und ihre Steuerung verlangen nach Wissen um Halbleiter, Computerchips und auch Software.
Wachtumsmarkt lockt neue Player
Dieses für die Branche ungewohnt rasante Wachstumstempo hat neue Spieler in den Markt gelockt. Etwa den südkoreanischen Technologiekonzern Samsung, der von seinem Wissen um Halbleitertechnik und Erfahrungen mit LEDs in Displays profitieren will. "Wir nennen keine konkreten Umsatzziele, aber innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahren wollen wir zu den Top drei oder vier Unternehmen der Branche gehören", sagt der für den Vertrieb zuständige Samsung-Manager Jaap Schlejen. Er ist ein Industrieveteran mit 25 Jahren Erfahrung und erst seit kurzem von Philips zu den Asiaten gewechselt. Samsung könne aggressiv in den Markt gehen und habe nichts zu verlieren, lautet seine Ansage.
Mit Aggressivität meint er vor allem den heftigen Preiskampf in der Branche. Zwischen 15 und 30 Prozent schätzen Experten den jährlichen Preisverfall bei LED-Lampen. François Séguineau, Europachef der Lichtsparte von Toshiba sagt, "die Lichtwelt ist nun digital und der Wettbewerb hart." Der Preisdruck führe zu großen Qualitätsunterschieden bei den Lampen, was die Haltbarkeit oder den Energieverbrauch angehe.
Fallende Preise kurbelt Nachfrage an
Sinkende Preise beflügeln aber auch die Nachfrage und könnten einen raschen Durchbruch der LED-Lampen im Massenmarkt ermöglichen. Über den Zeitpunkt ist die Branche uneins. Während Séguineau mit dem baldigen Verschwinden der klassischen 40 Watt Glühlampen und steigenden Strompreisen gute Voraussetzungen für ein Umschwenken der Verbraucher sieht, ist der breit aufgestellte Industriekonzern General Electric (GE) noch skeptisch. "Das Endverbraucher-Segment ist in meinen Augen noch ein paar Jahre von einer Preisschwelle entfernt, ab der eine Mehrheit sich für LEDs entscheidet", sagt Jaime Irick, Chef des LED-Lichtgeschäfts bei GE.
Die US-Amerikaner konzentrieren sich mit ihren Lichtprodukten in Europa zunächst lieber auf Geschäftskunden, also Beleuchtung für Straßen, Industriebetriebe, aber auch Krankenhäuser und Geschäfte. Zudem will GE trotz des Preisdrucks nicht an Profitabilität einbüßen. GE habe im Lichtgeschäft eine zweistellige Marge und sei damit im Branchenvergleich sehr profitabel, sagte Irick. Konkretere Angaben macht das Unternehmen nicht.
Einfach wird es für keinen
Auch Osram-Vorstandschef Wolfgang Dehen sagt, dass sein Unternehmen trotz der Umbrüche im Lichtmarkt und dem starken Preisdruck bei Leuchtdioden (LED) wieder an alte Margen anknüpfen will. "Unsere Profitabilität lag in der Vergangenheit durchschnittlich um die zehn Prozent. Es sollte das Bestreben sein, dieses Niveau nach abgeschlossenem Umbau der Lichtbranche wieder anzuvisieren." Harten Wettbewerb habe es in der Lichtbranche schon immer gegeben, sagt der Manager. Aber auch etablierte Größen wie Osram müssen ihren Platz in der neuen Lichtwelt verteidigen. Einfach wird es für keinen.