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Langsame Suche nach Reservekapazitäten als AKW-Alternative

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd

Frankfurt/Main/Düsseldorf - Bei ihrer Suche nach Reservekapazitäten als Ersatz für die stillgelegten Atomkraftwerke macht die Bundesregierung offenbar nur langsam Fortschritte. Der "Wirtschaftswoche" zufolge haben die Stromversorger bislang zu geringe Reserven gemeldet, um Engpässe im Winter überbrücken zu können. E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen warnte vor einem erhöhten Risiko von Stromausfällen, derweil fordern die Grünen den Einsatz von stillstehenden Biosprit-Anlagen.

Durch den beschlossenen Atomausstieg sind acht abgeschaltete Atomkraftwerke nicht wieder ans Netz gegangen. Deshalb wird nun nach Reserven gesucht, um mögliche Stromengpässe im Winter auszugleichen. Laut "Wirtschaftswoche" haben die Versorger dem Wirtschaftsministerium nur Anlagen mit einer Gesamtleistung von 500 Megawatt gemeldet, die sich als Reserven bis zum Herbst mobilisieren ließen. Auch das würde wegen fehlender Betriebsmannschaften und notwendiger Investitionen nicht einfach.

Weitere Anlagen seien nicht rentabel zu betreiben oder bereits stillgelegt. Die meisten der stillstehenden Stromfabriken ließen sich der Zeitschrift zufolge nur mit Vorlaufzeiten zwischen einem und drei Jahren aktivieren. Dann wäre aber der erwartete Engpass von 1.000 Megawatt schon vorüber.

Im Gespräch ist daher, eines der abgeschalteten Atomkraftwerke als "Kaltreserve" vorzuhalten, vorzugsweise in Süddeutschland. Die Bundesnetzagentur hatte am Mittwoch betont, dass darüber noch keine Entscheidung getroffen sei. Die Bundesregierung verwies darauf, das die Bundesnetzagentur ein Gutachten in Auftrag gegeben habe, auf Basis dessen entschieden werden solle.

Stromausfälle an kalten und windstillen Wintertagen?

Die Grünen wollen nun stillstehende Biosprit-Anlagen reaktivieren. Wie die "Frankfurter Rundschau" berichtet, teilte das Bundesumweltministerium der Grünen-Fraktion auf deren Anfrage mit, dass derzeit bundesweit Hunderte Blockheizkraftwerke stillstehen. Insgesamt könnten sie bis zu 300 Megawatt Strom erzeugen, zitiert die Zeitung aus dem Schreiben. Das würde einem knappen Drittel der Kapazität eines Atomkraftwerks entsprechen.

Grund für den Stillstand der Biospritanlagen ist laut den Grünen, dass Pflanzenöl derzeit zu teuer sei und sich der Bio-Betrieb nicht rentiere. Die Grünen fordern daher eine Gesetzesänderung, die es bei Engpässen am Strommarkt erlaubt, Biomasse-Anlagen zeitweise wie reguläre Blockheizkraftwerke mit Diesel oder Erdgas zu betreiben.

Nach Einschätzung von E.ON-Chef Teyssen hat der Atomausstieg das Risiko für Stromausfälle durch die Abschaltung der Kernkraftwerke vergrößert. "Ich denke an kalte Wintertage, an denen es windstill und stark bewölkt ist. Dann könnten im Stromnetz Reservekapazitäten fehlen, die in der Vergangenheit unter anderem durch Kernkraftwerke zur Verfügung standen", sagte Teyssen den Zeitungen der Essener "WAZ"-Mediengruppe. Das Problem betreffe insbesondere den Süden Deutschlands.