Langsame Genehmigungsprozesse bremsen Stromnetz-Ausbau
Stand: 14.09.2010
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München - Die Bundesnetzagentur fordert von den Landes- und Kommunalbehörden, dass die Genehmigungsprozesse für den Bau von Stromleitungen deutlich beschleunigt werden. "Das Netz ist der kritische Punkt für das Gelingen der Energiewende", betont Behördenpräsident Matthias Kurth im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Die ambitionierten Ziele der Regierung beim Ausbau von erneuerbaren Energien seien gefährdet, wenn die Länder ihre Genehmigungspraxis nicht beschleunigten.
Die Investitionsbereitschaft für neue Windanlagen und Offshore-Windparks ist Kurth zufolge ungebrochen. Allein die Stromnetzbetreiber haben ihm zufolge für den Um- und Ausbau ihrer Netze Investitionsbudgets von rund 15 Milliarden Euro beantragt. Von den von der Deutschen Energieagentur geschätzten bis 2015 nötigen 850 Kilometern Stromnetz seien in den vergangenen fünf Jahren aber nur 80 Kilometer gebaut worden. "Die Lücke ist gewaltig", sagt Kurth.
Seiner Meinung nach wird es aber nicht zu Stromausfällen kommen, das Problem liege woanders: "Für Windparkbetreiber könnte das zu finanziellen Problemen führen. Ihre Anlagen rentieren sich vor allem, wenn sie unter voller Last laufen. Das wird beim derzeitigen Stand des Netzausbaus schwer und würde die Windparkbetreiber deshalb hart treffen." Das Problem könnte Kurth zufolge den Erfolg der Windparkprojekte stärker gefährden als längere Laufzeiten für Atomkraftwerke.
Das Problem sei nicht die Anbindung der Windparks auf hoher See, sondern an Land: "Beim Transport in die Ballungszentren kann es zu Engpässen kommen. Wir brauchen dringend neue Leitungen, die Windstrom von Nord- nach Süddeutschland transportieren", sagte Kurth. Dabei seien die Genehmigungen der Planfeststellungsbehörden für die Bauprojekte das Nadelöhr. "Die Länder und Kommunen müssen mehr tun, damit der Ausbau endlich vorankommt. Wir haben Investitionsbudgets für Dutzende von Neubauprojekten bewilligt. Investoren sind bereit, rasch mit dem Bau zu beginnen.Trotzdem laufen die Vorhaben aus dem Zeitplan. Wir haben in einigen Bundesländern erhebliche Verzögerungen im Genehmigungsprozess."