Lagerung von Atommüll im Ausland
Stand: 10.08.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Helsinki/Paris/London/Washington - Auch die anderen Länder sind mit einem Endlager für Atommüll noch nicht am Ziel, aber der Weg ist vielerorts geebnet. Für die Befürworter der Atomenergie ist Finnland auch in Sachen Endlagerung ein Vorbild. Wissenschaft, Politik, Atomindustrie und nicht zuletzt betroffene Bürger haben sich auf den Standort für ihr erstes Endlager für Atommüll geeinigt. Es wird nahe der Ortschaft Eurajoki und des Atomkraftwerkes Olkiluoto am Bottnischen Meerbusen gebaut und soll voraussichtlich im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden.
Finnlands Parlament stimmte 2001 mit 159 Ja- und 3 Nein-Stimmen zu - in Deutschland wäre das bei der allgemeinen Skepsis undenkbar. Im Gemeinderat ging das gigantische Bauprojekt in zwei Millionen Jahre altem Felsgestein mit 20 zu 7 Stimmen auch glatt durch. Drei Milliarden Euro soll es kosten. Auch sonst setzen die Finnen massiv auf die Atomkraft: Zusätzlich zu bisher vier Reaktoren sowjetischer Bauart wird derzeit ein fünfter gebaut. Der Reichstag hat zudem gerade grünes Licht für den Bau zwei weiterer Reaktoren gegeben.
Auch Schweden hat bereits ein Endlager im Blick. Im Juni 2009 entschieden sich die schwedischen Kernkraftbetreiber, die auch das Abfall-Management betreiben, für die 23.000-Seelen-Gemeinde Östhammar 150 Kilometer nördlich von Stockholm als künftige Endlagerstätte für hoch radioaktiven Abfall. 100.000 Jahre soll hoch radioaktiver Müll hier in 500 Metern Tiefe in Urgestein verwahrt werden. In unmittelbarer Nähe liegt das Atomkraftwerk Forsmark.
Vielleicht nicht ganz zufällig hob der Reichstag in Stockholm nun auch den nach einer Volksabstimmung 1980 beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft wieder auf: Nun dürfen als Ersatz für die zehn noch laufenden Reaktoren wieder neue Anlagen gebaut werden. Allerdings sind sowohl die Baupläne für das Endlager wie auch die Möglichkeit für neue Reaktorbauten in der Öffentlichkeit deutlich umstrittener als bei den Nachbarn in Finnland.
Fast deutsche Züge trägt die Debatte in Frankreich. Die Behörden haben in den vergangenen beiden Jahren vergeblich versucht, einen Ort für die Lagerung schwach radioaktiver Abfälle zu finden. In zwei Gemeinden im ostfranzösischen Département Aube, die als Kandidaten galten, protestierte die Bevölkerung erfolgreich dagegen. Für stark radioaktive Abfälle ist ein unterirdisches Lager im ostfranzösischen Ort Bure geplant. Die genauen Bedingungen sind allerdings ungeklärt.
Nach offiziellen Angaben gab es in Frankreich bis 2007 etwa 1,15 Millionen Kubikmeter radioaktive Abfälle, was 460 olympischen Schwimmbecken entspricht. Der Atomkonzern Areva schickt den größten Teil in die Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague. Bis vor kurzem wurde auch ein geringer Teil nach Russland geschickt. Umweltschützer betrachteten dies als illegalen Atommüllexport. Die Abfälle wurden teilweise unter freiem Himmel gelagert.
Und wie sieht die Lage in den USA aus, dem Land mit den meisten Atomkraftwerken? Ähnlich schwierig. Weil bisher unter anderem Bürgerproteste eine Lösung verhindern, wird der Müll meist dezentral bei den rund 100 Atomkraftwerken gelagert. Die US-Regierung hat bisher etwa 10 Milliarden US-Dollar in ein mögliches Endlager in Yucca Mountain nahe Las Vegas investiert, 2002 beschloss der US-Kongress, Yucca Mountain als einzigen Standort für hochradioaktiven Abfall in den Vereinigten Staaten auszubauen. Aber Präsident Barack Obama hat weitere Zahlungen vorerst auf Eis gelegt und will weitere Optionen testen lassen, sagt Jennifer Lee vom Energieministerium.
In Großbritannien gibt es auch noch keine Lösung. 2005 wurde eine eigene Behörde für die Endlagerfrage ins Leben gerufen. Derzeit lagert ein Großteil des britischen Atommülls noch im umstrittenen Atomkraftwerk Sellafield. Nachdem am Anfang diskutiert wurde, ob der Atommüll vielleicht im Weltraum oder auf dem Meeresboden entsorgt werden könnte, geht es jetzt um die Endlagerung in gesicherten Räumen unter der Erde oder in Felsen. Die Regierung rief Kommunen auf, sich freiwillig als Standort zu melden. Zusätzlich wurde eine Lockprämie ausgelobt: Als Belohnung winken mehr Fördergelder.
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