Kurth hält Strompreis-Debatte für unseriös
Stand: 18.04.2011
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München - Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hält die Diskussion über die Kosten für die Energiewende für nicht seriös. "Je weiter man da Prognosen wagt, um so ungenauer werden sie", erklärte Kurth am Montag im Bayerischen Rundfunk. "Eine seriöse Schätzung kann meines Erachtens erst abgegeben werden, wenn die Rahmenbedingungen der Förderung auch klar auf dem Tisch liegen", ergänzte Kurth. Zudem wies er darauf hin, dass manche Elemente des Strompreises gar nicht von Deutschland aus beeinflussbar seien.
Die Kosten der Energiewende müssten auch nicht in einem Jahr über den Strompreis finanziert werden, sondern über Jahrzehnte hinweg. Da zahle der Stromkunde nur die jeweilige Jahresrate, die natürlich viel geringer sei als das absolute Investitionsvolumen. Abhängen werde der Preis auch von der Art der Technik, die man wähle. Eine Erdverkabelung würde erheblich teurer werden. Mit Blick auf den notwendigen Netzausbau verwies Kurth auf die noch ausstehenden Baugenehmigungen. Deshalb würden Kosten nicht sofort steigen.
Derweil halten Energieexperten die Warnungen der Atomkonzerne vor drastisch steigenden Strompreisen in Deutschland für überzogen. Für den beschleunigten Umbau des Energiesystems seien in Deutschland Investitionen von höchstens 200 Milliarden Euro innerhalb von zehn Jahren nötig, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnet. "Die Energiewirtschaft muss pro Jahr 20 Milliarden Euro investieren - und das für etwa zehn Jahre", sagte die DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Die Kosten für Verbraucher und Industrie würden sich "nur leicht erhöhen".
Für einen vierköpfigen Haushalt bedeute dies bis 2020 eine Erhöhung der jährlichen Stromrechnung von 200 bis 240 Euro. Wer diese Kosten trage, müsse die Politik entscheiden, sagte Kemfert.