Kunden von O2 als Namen überfordert
Stand: 24.07.2002
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Köln (ots) - Markennamen, bei denen Schreibweise und Aussprache mehrdeutig interpretiert werden können, führen trotz intensiver Werbung häufig zu Verwirrungen.
Das mit Abstand grösste Problem unter den getesteten Namen verursachte die Bezeichnung des Mobilfunkers"O2", der als "Sauerstoff", "Oh-Zwei", "Null-Zwei" usw. interpretiert wurde - nur 8,1% der Befragten erkannten die intendierte, englische Sprechweise "Oh-Two". Am eindeutigsten konnten die neuen Namen ausgesprochen werden, deren Buchstabenfolge eins zu eins in deutsch gelesen wie gesprochen werden konnten. Besonders sprachlich kompatibel erwiesen sich "e.on" (Energie), "bibop" (Bier-Mischgetränk) und "versum" (Internet-Anzeigenmarkt) mit einer korrekten Aussprache von jeweils mehr als 90% der Befragten.
Die sprachliche Kompatibilität von Markennamen spielt deshalb eine so wichtige Rolle, weil es Ziel jedes Markennamens ist, Bestandteil des aktiven Wortschatzes seiner jeweiligen Zielgruppe zu werden. Und dieser umfasst weniger als 6.000 Wörter - also eine gewaltige Herausforderung bei weltweit über 25 Millionen Markennamen.
Namensbedeutung weniger relevant
Die inhaltliche Bedeutung eines Namens ist für die Rezeption
weniger wichtig - es sei denn, eine Wortbedeutung kontrastiert mit
der Marke so stark, dass der Verbraucher verwirrt wird. So bedeutet
"e.on" eigentlich nichts, was aber erlaubt, den Namen klar zu
besetzten. "bibop" bezeichnet in anderer Schreibweise (Bebop) zwar
eine Jazz-Musikrichtung, erweist sich aber aufgrund der Aspekte
"Unterhaltung" und "Genuss" als durchaus passend zu einem
Bier-Cola-Getränk. "Man kann einen Computer auch ’Apple’ nennen und
einen Treibstoff ’Shell’ ohne Gefahr zu laufen, diese Produkte mit
Obst oder Schalentieren zu verwechseln", kommentiert Endmark-Vorstand
Bernd Samland die Studienergebnisse, "problematisch wird es, wenn man
etwas Abstraktes wie Telekommunikation ’O2’ nennt, wo jeder, der
einmal Chemie in der Schule hatte, damit Sauerstoff verbindet."
Samland weiter: "Zwar kann man mit extrem hohem Werbeaufwand auch für
O2 eine Markenzuordnung schaffen, monopolisieren kann man diesen
Namen allerdings nie; O2 bleibt das Zeichen für ein
Sauerstoffmolekül."
Fremdsprachenkenntnis wird leicht überschätzt
Anglizismen sind in der deutschen Markenwelt zum grossen Teil
akzeptiert. Allerdings gibt es typische Lautfolgen, die dem
deutschsprachigen Verbraucher schwer über die Lippen gehen und zum
Kaufhemmnis werden können. So sprachen nur 13,6% der Befragten den
Name des Männer-Magazins "Men’s Health" korrekt aus. Noch schlechter
scheint es um die Kenntnis der französischen Sprache zu stehen: Nur
11,2% der Befragten konnten den Namen "Allure" (Parfüm von Chanel)
richtig aussprechen oder als französisches Wort identifizieren.
"Viele Marketing-Entscheider geben einer vermeintlichen
Originalität den Vorzug gegenüber Namen, die nach bekannten
Sprachmustern funktionieren und vertrauen auf die Schulung des
Verbrauchers durch Werbung," stellt Samland fest. "Die vorliegenden
Trendstudie zeigt, dass dies nur bedingt erfolgreich ist."
Aussprache neuer (gelesener)Markennamen
Markenname | Branche | korrekte Aussprache in % |
9live | TV | 54,4 |
Allure | Parfüm | 11,2 |
Bibop | Getränk | 91,8 |
e.on | Energie | 90,2 |
ish | Kabelkommunikation | 28,0 |
Men’s Health | Printmedium | 13,6 |
O2 | Telekommunikation | 8,1 |
Phaeton | KFZ | 18,9 |
Quam | Telekommunikation |