Krise der Solarbranche: Conergy meldet Insolvenz an
Stand: 05.07.2013
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Hamburg - Die Solarkrise hat ihr nächstes Opfer: Das Hamburger Unternehmen Conergy ist überschuldet. Der einstige Börsenstar, der rund 1.200 Mitarbeiter beschäftigt, stellte am Freitag beim Amtsgericht Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Anlass sei eine unerwartete Zahlungsverzögerung aus einem Großprojekt, teilte das Unternehmen mit. Zudem hätten sich die kreditgebenden Banken trotz monatelanger Verhandlungen nicht auf ein vom Vorstand vorgelegtes Zukunftskonzept verständigen können, das den Einstieg eines neuen Investors vorsah. Damit sei die positive Fortführungsprognose entfallen.
Vorstandschef Philip Comberg gab den Banken die Schuld. In den vergangenen 15 Monaten habe das Conergy-Management zwei konkrete Vorschläge für den Einstieg eines strategischen Investors bei den Gläubigern vorgelegt. Doch diese hätten sich untereinander nicht verständigen können. Dabei hätten neun von zehn Kreditgebern grundsätzlich ihre Zustimmung signalisiert. "Wir bedauern das sehr", sagte Comberg. Bei den möglichen Investoren soll es sich dem Vernehmen nach um einen Finanzinvestor sowie ein Unternehmen aus Asien gehandelt haben.
Die letzten Hoffnungen ruhen nun auf dem Insolvenzverfahren. Conergy gab sich zuversichtlich, dass dabei ein Investor gefunden wird, der den Geschäftsbetrieb weiterführt. "Wir werden den vorläufigen Insolvenzverwalter bei Gesprächen mit potenziellen Investoren sowie Conergys Gläubigern unterstützen", sagte Comberg.
Betroffen von der Insolvenz des Konzerns sind alle wichtigen deutschen Tochtergesellschaften. Dazu gehören auch die Modulfertigung in Frankfurt an der Oder mit allein gut 320 Beschäftigten und der Gestellhersteller MountingSystems mit rund 200 Mitarbeitern in Rangsdorf südlich von Berlin.
An der Börse war Conergy schon lange tief gefallen. In den vergangenen fünf Jahren verlor der einstige Börsenstar mehr als 99 Prozent an Wert und ist damit nach Daten der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbeseitz einer der größten Kapitalvernichter in Deutschland. Am Freitag ging es nach dem Insolvenzantrag weiter abwärts. Am Vormittag verlor die Aktie fast 70 Prozent vom Vortageswert auf 10 Cent.
Conergy kämpfte seit langem ums Überleben. Schon 2007 stand das Unternehmen vor dem Aus. Der Ökostrom-Pionier hatte sich von Wind über Solar bis zu Biomasse auf praktisch alle Formen der erneuerbaren Energien gestürzt und sich damit völlig verhoben. Der letzte Gewinn stand 2005 in den Büchern.
Doch eine Pleite konnte Conergy immer wieder abwenden. Das Unternehmen mit einst rund 2.500 Beschäftigten durchlief ein hartes Umbauprogramm, trennte sich von zahlreichen Randbereichen und konzentrierte sich voll auf das Solargeschäft. Als 2011 eine für die Aktionäre schmerzhafte Umschuldung gelang, schien das der Befreiungsschlag zu sein. Doch die Trendwende blieb aus. Stattdessen schlug nun die Branchenkrise voll zu.
Dabei galt die Strategie des Unternehmens als aussichtsreich, sich statt auf eine eigene Produktion im Solar-Bereich stärker auf den Vertrieb und die Planung von Anlagen zu konzentrieren. So reduzierte Conergy im vergangenen Jahr trotz des massiven Preisverfalls in der Branche seine Verluste und steigerte im ersten Quartal 2013 seinen Absatz. Zuletzt wollte das Unternehmen vor allem im Großkraftwerksbereich wachsen. Doch dafür erhielt es nicht mehr genügend Geld.
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