Kraftwerksleiter: Rückbau von Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich im Plan
Stand: 03.07.2007
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Mülheim-Kärlich (dpa) - Fast drei Jahre nach dem Beginn der Abrissarbeiten sind etwa fünf Prozent der Gesamtmasse des stillgelegten Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich abgebaut. "Der Rückbau läuft absolut planmäßig", sagte Kraftwerksleiter Walter Hackel in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Allerdings beschränke sich der Abriss nach wie vor auf Bereiche, bei denen Abfall mit keiner oder möglichst wenig Radioaktivität anfalle. Noch offen ist laut Hackel, ob radioaktiver Abfall vorübergehend in einem Zwischenlager in Mülheim-Kärlich "geparkt" oder sofort im Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter endgelagert wird.
Das geplante Atommüllendlager Schacht Konrad soll im Jahr 2013 die ersten schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aufnehmen können. "Wir wissen allerdings noch nicht, wann wir dort einlagern können", sagte Hackel. Daher könne er heute nicht sagen, ob ein atomares Zwischenlager in Mülheim-Kärlich gebraucht werde. "Für diese Entscheidung haben wir noch zwei bis drei Jahre Zeit", sagte er. Sie hänge auch davon ab, welche Nachnutzung für Mülheim-Kärlich vorgesehen sei und wann diese umgesetzt werden solle. "Wir sind ein möglicher Standort für ein kommerzielles Kraftwerk. Aber es gibt noch keine konkreten Projekte", erklärte der Kraftwerksleiter.
Derzeit sind laut Hackel rund 250 Menschen mit dem Abriss des Kraftwerks beschäftigt, davon gehören mehr als 90 zum Energiekonzern RWE, dem Betreiber der Anlage. Derzeit abgerissen werden den Angaben zufolge beispielsweise Notfall-, Abwasser- und Abluftsysteme.
Das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich
Das 3,6 Milliarden Euro teure Atomkraftwerk in Mülheim-Kärlich bei Koblenz lieferte insgesamt nur 13 Monate lang Strom. Das Atomkraftwerk der RWE Power AG ging 1986 nach einem langen Rechtsstreit in Betrieb und wurde bereits 1988 nach einer Verfügung des Bundesverwaltungsgerichts abgeschaltet. Es war der erste deutsche Meiler, der aus Rechtsgründen stillgelegt wurde.
Das Bundesverwaltungsgericht hatte die erste Teilgenehmigung von 1975 aufgehoben, weil die Erdbebengefahr im Rheingraben und der Vulkanismus in der Eifel unzureichend berücksichtigt worden seien. Das 23 Hektar große Gelände des Kraftwerks liegt auf einem erloschenen Vulkankrater.
Der im Jahr 2004 eingeleitete Abriss des einzigen rheinland- pfälzischen Atomkraftwerks dauert voraussichtlich zehn Jahre. Er ist Teil des im Juni 2001 von Bundesregierung und Stromkonzernen unterzeichneten Atomkonsenses. Als der Reaktor noch in Betrieb war, arbeiteten dort rund 600 Menschen.