Kraftwerke werden wegen Hitze gedrosselt
Stand: 31.07.2018
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Essen - Die deutschen Atomkraftwerke müssen wegen der andauernden Sommerhitze ihre Leistung drosseln. Auch Kohlekraftwerke sind betroffen. Doch ein Stromausfall droht nicht.
Beim Kernkraftwerk Philippsburg in Baden-Württemberg wurde die Leistung um bis zu 10 Prozent verringert, wie der Versorger EnBW mitteilte.
Dadurch solle der Anstieg der Wassertemperatur im Rhein durch das eingeleitete Kühlwasser begrenzt werden.
In Norddeutschland produzieren die Kernkraftwerke Grohnde und Brokdorf nach Angaben des Betreibers PreussenElektra wegen der leicht erhöhten Gewässertemperaturen etwas weniger als üblich. Derzeit führt dies in Grohnde zu einer um 80 bis 120 Megawatt geringeren Stromproduktion, in Brokdorf sei die Einschränkung geringer. Die Reduzierung der Stromproduktion wegen der etwas höheren Gewässertemperaturen sei ein ganz normaler Effekt, hieß es.
Auch Schweizer AKWs müssen drosseln
Einschränkungen bei den Atomkraftwerken gibt es auch in der Schweiz. Das Kernkraftwerk Mühleberg südwestlich von Basel musste die Leistung um 10 Prozent drosseln. Dadurch wird die Menge des zurückgeleiteten Kühlwassers reduziert, das den Fluss Aare zusätzlich aufheizt. Solche Maßnahmen gebe es jeden Sommer, sagte ein Sprecher. Das älteste noch in Betrieb befindliche Kraftwerk der Welt in Beznau nahe der deutschen Grenze bei Waldhus-Tiengen steuerte nach Angaben eines Sprechers auf eine erste Drosselung in diesem Jahr zu.
Insgesamt haben die hohen Temperaturen und die sinkenden Wasserstände der Flüsse die Stromversorgung in Deutschland bislang aber nur wenig beeinträchtigt. "Es ist alles im grünen Bereich", sagte ein Sprecher der Bundesnetzagentur auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Steinkohle-Kraftwerke mit geringerer Leistung
Wegen der hohen Wassertemperaturen hat EnBW zudem einen Block seines Steinkohle-Dampfkraftwerks im Karlsruher Rheinhafen abgestellt. Der Versorger hat vorsorglich Ausnahmeanträge gestellt, um seine Kraftwerke auch weiter betreiben zu können, wenn die Wassertemperaturen von Rhein und Neckar die Grenze von 28 Grad überschreiten. Dann muss aber die Leistung der Kraftwerke gedrosselt werden. Die Umweltorganisation BUND kritisierte solche Ausnahmen. Sie seien wegen des drohenden Fischsterbens "unverantwortlich" sagte BUND-Experte Gottfried May-Stürmer der "Heilbronner Stimme" (Dienstag).
Das über das vergangene Wochenende wegen Problemen beim Kohlenachschub abgeschaltete große RWE-Steinkohlekraftwerk in Hamm ist wieder am Netz. Weil in den kommenden Tagen wenig Strom aus Windkraft erwartet werde, gebe es Bedarf für den Strom aus Hamm, sagte ein Sprecher. Wegen des Niedrigwassers auf dem Rhein können die Kohlefrachter derzeit nicht voll beladen werden. Es komme aber weiterhin Kohle in Hamm an, sagte der Sprecher.
Die Stromproduktion aus Wasserkraft läuft nach Angaben des Versorgers Uniper auf dem im Sommer üblichen Niveau. "Im Sommer ist die Erzeugung um ein gutes Drittel geringer als in den wasserreichen Frühjahrsmonaten", sagte ein Sprecher. Der Sommer 2018 sei bislang kein Ausreißer. Uniper betreibt mehr als 100 Wasserkraftwerke, überwiegend in Bayern und erzeugt mit ihnen rund 5 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr.