Konzerne begrüßen Atomentscheidung: 127 Mrd. Mehreinnahmen?
Stand: 06.09.2010
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Freiburg/Berlin/Düsseldorf/Bonn - Die vier großen Energiekonzerne (RWE, E.ON, EnBW, Vattenfall) können einer unabhängigen Berechnung zufolge durch den schwarz-gelben Atomkompromiss auf Mehreinnahmen von weit über 120 Milliarden Euro hoffen. Das Freiburger Öko-Institut ging dabei am Montag für die nächsten Jahre von leicht steigenden Strompreisen aus. Nur 25 Prozent des zusätzlichen Geldes würden durch die Brennelementesteuer bis 2016 und Sonderabgaben für den Ausbau der Öko-Energien vom Staat abgeschöpft.
Dem Öko-Institut zufolge bekommt Deutschlands größter Energieversorger E.ON mit etwa 53,5 Milliarden Euro auch den größten Teil des Geldes. Dahinter folgen RWE mit rund 32,8 Milliarden, die Energie Baden-Württemberg (EnBW) mit knapp 26,5 Milliarden und Vattenfall mit etwa 9 Milliarden. 4,7 Milliarden entfallen auf andere Versorger. Nicht eingerechnet in die Analyse ist das Geld, das die Konzerne in die Sicherheit der Meiler stecken müssen.
Insgesamt nur rund 31,7 Milliarden Euro aus den zusätzlichen Gewinnen sollen laut Öko-Institut in Staatskasse und die Förderung erneuerbarer Energien fließen. Davon entfallen wiederum 12,6 Milliarden auf E.ON, 8,1 Milliarden auf RWE, 6,4 Milliarden auf EnBW, 2,1 Milliarden auf Vattenfall und rund 2 Milliarden auf andere. Dies entspreche einem Viertel der Zusatzgewinne der Versorger. Die EnBW geht dagegen davon aus, mehr als die Hälfte ihrer zusätzlichen Gewinne abgeben zu müssen.
"Von den gesamten Zusatzgewinnen verbleiben rund 15 Prozent für den Energieeffizienz- und Klimaschutzfonds, wobei auch hier das wesentliche Aufkommen erst nach 2016 erwartet werden kann", schreiben die Forscher vom Öko-Institut weiter. Bis dahin werde möglicherweise nur ein Anteil von einem Prozent für den Klimaschutz verfügbar.
Konzerne begrüßen Atom-Entscheidung
Der Energieriese E.ON
RWE ließ derweil verlauten, dass sich die Verbraucher auch bei längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke keine Hoffnung auf niedrigere Stormrechnungen machen sollten. "Die Preise sinken nicht, weil sich am aktuellen Kraftwerksmix nichts ändert", sagte Johannes Lambertz, Chef von RWE Power, im Gespräch mit dem "General-Anzeiger" aus Bonn (Montagausgabe).
In der Nacht zum Montag hatten sich Union und FDP auf ein neues Energiekonzept geeignet. Es sieht eine Laufzeitverlängerung für ältere Atommeiler um acht Jahre sowie um 14 Jahre für jüngere Kernkraftwerke vor. Im Durchschnitt ergibt sich damit eine längere Laufzeit von zwölf Jahren gegenüber dem von Rot-Grün vereinbarten Atomkonsens. Das letzte Atomkraftwerk dürfte nach den Berechnungen des Öko-Instituts im Jahr 2037 vom Netz gehen.