Kohle ist wieder Nummer eins bei der Stromproduktion
Stand: 13.09.2021
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Wegen schlechten Wetterbedingungen ist die Stromproduktion aus erneuerbaren Energiem im ersten Halbjahr 2021 in Deutschland deutlich gesunken. Kohle ist mit 27,1 Prozent wieder der am stärksten eingesetzte Energieträger und verdrängt die Windkraft (22,1 Prozent) wieder vom ersten Platz. Das teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Branchen- und Umweltverbände forderten einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und der Speicher für Ökostrom.
Traditionelle Energieträger machen wieder mehr als die Hälfte aus
Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge von 258,9 Milliarden Kilowattstunden stammten nach Berechnungen der Statistiker von Januar bis Juni aus konventionellen Quellen wie Kohle, Erdgas oder Kernenergie. Das war gut ein Fünftel (20,9 Prozent) mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem der Verbrauch der als besonders klimaschädlich geltenden Braunkohle stieg kräftig. Deutschland will bis 2038 ganz aus der Stromproduktion mit Kohle aussteigen.
Deutlich weniger Strom aus erneuerbaren Energien
Der Anteil erneuerbarer Energien wie Wind, Solarenergie und Biogas sank dagegen zum Vorjahreszeitraum um 11,7 Prozent auf 44 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 hatten die Öko-Energien den Rekordanteil von 51,8 Prozent an der Stromproduktion erreicht. Fast 30 Prozent der deutschen Stromerzeugung lieferten damals Windräder an Land und auf See. Auch der in der Corona-Pandemie gesunkene Stromverbrauch hatte den Ökostromanteil steigen lassen. Jetzt sank die Stromerzeugung mit Windenergie auf den niedrigsten Wert für ein erstes Halbjahr seit 2018.
Wetterabhängigkeit wird besonders deutlich
Die aktuellen Zahlen zeigen, wie abhängig die Ökostromproduktion von den Witterungsbedingungen ist. «Die Werte der Erneuerbaren sind im Vergleich auch deshalb insgesamt geringer, weil es im ersten Halbjahr 2020 eine außergewöhnlich hohe Einspeisung gab», hatte die Bundesnetzagentur in ihrer Analyse der Stromproduktion im ersten Halbjahr 2021 festgestellt. Der Februar 2020 sei wegen mehrere Sturmtiefs der Monat mit der höchsten Ökostromerzeugung seit mindestens 2015 gewesen. Im Frühjahr 2021 blies der Wind dagegen weniger heftig.
«Die Stromerzeugung aus Wind und Sonnenenergie unterliegt wetterbedingten Schwankungen. Das ist normal», betonte die Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae. Die Zahlen zeigten aber, dass «das Ausbautempo der Erneuerbaren deutlich anziehen» müsse, wenn Deutschland die verschärften Klimaziele für 2030 erreichen wolle. Daneben müsse mehr in die Entwicklung von Stromspeichern investiert werden, «um zukünftig Phasen mit ungünstigen Wetterverhältnissen besser ausgleichen zu können».
Stromspeicher sind noch Mangelware
An ausreichender Speicherkapazität für Strom fehlt es noch. Bisher übernehmen überwiegend Pumpspeicherkraftwerke diese Aufgabe. Deren Kapazität reicht aber nicht aus, wie Prof. Bruno Burger vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme erläuterte. «Wir müssen die Mittagssonne in den Abend retten und den Windstrom aus der Nacht für den Morgen bereithalten», beschreibt er die Aufgabe der Speicher.
Mittags und nachts werde es bei einem weiteren Ausbau von Solar- und Windenergie zu viel Strom geben, am Morgen und Abend sei die Produktion dagegen geringer als der Verbrauch, erläuterte Burger. Nach Berechnungen der Wissenschaftler ist bis zum Jahr 2030 eine Speicherkapazität von 80 Gigawattstunden erforderlich, ein Vielfaches von dem, was bisher in den Planungen vorgesehen sei.
An Tagen mit niedrigem Stromverbrauch kommt Deutschland schon jetzt manchmal ganz ohne konventionellen Strom aus. Der 31. Juli, ein Samstag, war nach Angaben der Bundesnetzagentur so ein Tag. Zwischen 9.15 Uhr und 16.45 Uhr deckten die erneuerbaren Energien durchgehend den Stromverbrauch. Das sei der längste durchgängige Zeitraum seit mindestens 2015 gewesen. Im August sah es für den Ökostrom schon wieder besser aus. Die Erzeugung mit erneuerbaren Energien lag nach Zahlen der Netzagentur fast 7 Prozent über dem Vorjahreswert.